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8. Oktober desselben Jahres starb. Das Bild ist in dem genannten Jahre gemalt. Halbes Kniestück von vorn, stellt es den Kommandanten überlebensgroß in Generalleutnantsuniform dar. Sein linker Arm ist an einen von der Sonne beschienenen Felsen gelehnt, die behandschuhte linke Hand umfaßt ein Fernrohr. Der rechte Arm liegt am Körper an, die Hand hält den mit Goldlitzen und Federbusch geschmückten Hut. Etwas Imponierendes spricht aus diesem Manne mit dem grauen Haar und der jugendlich-frischen Gesichtsfarbe, dem weißen, herabhängenden Schnurrbart und den dunklen Augenbrauen, wie er den Blick streng in die Ferne richtet. Koloristisch fehlt es dem Bilde an Übergängen: helle Lichter und tiefe Schatten sind stellenweise (z. B. am rechten Rockärmel) unmittelbar nebeneinandergesetzt. Das Impasto ist so stark, daß das Silber auf der Schärpe und den Epauletten wie geknetet erscheint. Nur die Sonne auf dem Felsen rechts kommt gut heraus. Erinnert dieses Gemälde auch in einzelnem an die frühere Kraft seines Urhebers, so ist es im ganzen doch eine unbedeutende Leistung.

Das Gleiche gilt von dem um 1868 gemalten Brustbild des Kammerherrn Kurt von Schroeter[1]. Wir erblicken hier den Freund des Künstlers leicht nach rechts gewendet in der mit goldenen Litzen besetzten Kammerherrenuniform. Das Antlitz ist geschlossen gemalt, aber es fehlt ihm das Charakteristische, Individuelle. Die goldenen Litzen boten dem Maler wiederum Gelegenheit zu dem beliebten pastosen Farbenauftrag.

Das Jahr 1868 brachte Rayski einen schmerzlichen Verlust. Sein Liebling, Graf Haubold von Einsiedel, erlag auf Schloß Milkel im blühendsten Alter einem Lungenleiden. Den Künstler berührte der Tod des Jünglings tief. Sogleich beschloß er, dem Geliebten ein Erinnerungszeichen zu weihen. Der Gedanke der Auferstehung veranlaßte ihn, den Verstorbenen als Engel am Grabe des auferstandenen Heilands darzustellen und dieses Gemälde als Altarbild für die Reibersdorfer Kirche zu stiften. Er begann auch das Bild. Der Engel, der, mit dem Palmzweig in der Hand, auf dem Stein rande des offenen Grabes saß, trug die Züge des Frühvollendeten. Aber die Ausführung verzögerte sich, weil der Maler auf den Rittergütern


  1. Hoch 0,66 m, breit 0,55 m. Im Besitze des Herrn Kammerherrn von Schroeter auf Schloß Bieberstein.
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/95&oldid=- (Version vom 21.2.2024)