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V.
Der Niedergang
(1866 – 1890).




Die letzten Arbeiten (1866 – 1873).

Es ist, als ob Rayskis künstlerische Kraft seit der Mitte des siebenten Jahrzehnts sich erschöpft habe. Die Arbeiten der Folgezeit reichen in keiner Weise mehr an die Leistungen aus den Jahren 1840 bis 1865 heran.

Das zeigt sich schon in der Technik. Zwar, die Farbenfreude des Malers ist ungebrochen. Aber, was in den „Wildschweinen“ genial, mit starker persönlicher Note zum Ausdruck kommt, wird bald darauf zur Manier und zum schwächlichen Abglanz.

Auch die Schaffenslust des Künstlers ließ nach. Mehr und mehr verfiel er einer grüblerischen Selbstkritik, die zersetzend und lähmend auf ihn wirkte. Er fühlte sich unverstanden und unbefriedigt. Jetzt malte er so lange an seinen Bildern, daß man ein bestimmtes Entstehungsjahr bei diesen selten angeben kann. Ja, manche Spätwerke sind überhaupt nicht fertig geworden.

Die einzigen Gemälde, die wir bestimmt der Zeit von 1866 bis 1873 zuweisen können, sind fünf Porträts. Sie liefern den Beweis, daß Rayski sich jetzt wieder dem Fache zuwandte, in dem er 20 Jahre vorher so Vorzügliches geleistet hatte. Freilich – einen Vergleich mit den früheren halten die folgenden Arbeiten nicht aus.

Die erste unter ihnen ist das Bildnis des Königl. Sächs. Generalleutnants von Nostitz-Drzewiecki[1]. Dieser Offizier war 1866 der letzte sächsische Kommandant der Festung Königstein, wo er auch am


  1. Hoch 1,34 m, breit 1,03 m. Hängt – unzugänglich – in der Kommandantur der Festung Königstein. Ich sah es im Atelier eines Kopisten.
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/94&oldid=- (Version vom 21.2.2024)