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zweite dagegen bleibt phlegmatisch an seiner Stelle. Ausgeführt sind hier nur das vordere Kaninchen und der Kopf des anderen (in der schwierigen Vorderansicht); Gestrüpp und Gras sind mit breiten, derben Strichen entworfen. Wirkungsvoll sind Licht- und Schattenmassen verteilt, virtuos die Lichter auf dem seidigen Fell der Tiere gemalt.

Ein andermal stellt der Künstler ein Volk von Rebhühnern dar, das unter einem schützenden Brombeerstrauch Deckung vor drohendem Wetter gesucht hat. Die Tiere sind in ihren einzelnen Stellungen wie in ihrer Gruppierung überraschend lebensvoll gekennzeichnet. Stört das Harte, fast Gummiartige der Blätter, so versöhnt doch wiederum der Ausblick in die liebliche Landschaft, deren Grün im Hintergrunde mit dem Grau des Himmels verschwimmt. Leider ist das Gemälde[1], das um das Jahr 1863 begonnen wurde, unvollendet geblieben. Ein Bleistiftentwurf dazu, allerdings nur flüchtig und etwas verwischt, ist noch vorhanden[2].

Auf einem seiner vorzüglichsten Bilder aus jener Zeit führt der Maler einen Birkhahn vor Augen, den er gewiß in frühester Morgenstunde selbst belauscht hatte. Über die Heide dämmert der erste Morgenschein empor. Der Wald zur Linken liegt noch in tiefem Dunkel. Vorn sitzt im Heidekraut ein Birkhahn[3]. Er lockt eine Henne, die er fern im Morgenschein erblickt. Herrlich ist es, wie hier das Aufdämmern des Morgens geschildert wird. Wenn das Wort „stimmungsvoll“ nicht verpönt wäre, so wäre es hier sicher am Platze.

Unter den Tieren des Waldes war das anmutige Reh des Künstlers Liebling. Zahlreiche Darstellungen legen Zeugnis davon ab. Sie alle zu schildern, ist kaum möglich. Nur einige sollen herausgehoben werden.

Besonders lieblich ist eine Ölskizze[4]. Sie zeigt ein weißes Rehkälbchen, das von rechts her aus dem dichten Walde heraustritt.


  1. Hoch 1,03 m, breit 1,25 m. Im Besitze des Herrn Hauptmanns a. D. C. von Jena auf Mühlrädlitz in Schlesien.
  2. Im Besitze der Frau von Jena in Halle.
  3. In Berlin hatte man einen „Balzenden Auerhahn“ daraus gemacht. Das Gemälde (hoch 1,12 m, breit 0,93 m) ist im Besitze des Herrn Kammerherrn von Boxberg auf Großwelka.
  4. Im Besitze der Frau von Jena in Halle.
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/88&oldid=- (Version vom 21.2.2024)