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Graf Einsiedel war ein großer Liebhaber schöner Pferde. Er scheute keine Kosten, um seinen Bestand vorbildlich zu erhalten. Da er die englischen Pferde am höchsten schätzte, unternahm er Anfang der sechziger Jahre eine Reise nach England, um dort neues Material selbst auszuwählen. Rayski mußte ihn auf dieser Tour begleiten. Mehrere Wochen waren die Freunde unterwegs. Dem Künstler war es auf diese Weise vergönnt, London zu sehen und die englische Kunst kennen zu lernen. Dies geschah also erst um 1862.

Der Erfolg der Reise war ein doppelter. Zunächst äußerte er sich in der Technik des Künstlers. Er hat eine Zeitlang etwas Glattes, Steifes in der Farbengebung; ein bläulicher Ton macht sich bisweilen störend auf seinen Bildern bemerkbar. Doch hat er diese Wandlung bald überwunden.

Wichtiger ist, daß der Maler jetzt auf das Studium des Pferdes hingewiesen wurde. Drei Darstellungen, die sich im Nachlaß Rayskis vorfanden[1], bezeugen das. Sie sind in jener glatten Technik mit Ölfarben auf Leinwand gemalt.

Eines dieser Bilder (etwa 0,48 m hoch und 0,61 m breit) zeigt eine englische Stute auf einer Wiese ruhig stehend. Auf einem zweiten (etwa 0,595 m hoch und 0,74 m breit) sehen wir ein solches Pferd in einem Hofe, der im Hintergrunde von einem mit Wein umrankten Hause, links von einem überdeckten Gange umschlossen wird. Das Tier ist einem Manne zugewendet, der, mit der Mütze auf dem Kopfe, die kurze Pfeife in der Rechten haltend und mit dem linken Arm sich auf die Fensterbrüstung stützend, in den Hof hinausschaut. Die Darstellung ist lebendig, die Beleuchtung gut. Das dritte Gemälde (etwa 0,70 m hoch und 0,56 m breit) ist ein Reiterbild. Wiederum ist der Ort der Darstellung ein Hof. Rechts erblicken wir das Hoftor, im Hintergrunde eine Hauswand mit Türe. Der Reiter, mit runder Mütze, der auf dem eleganten Pferde sitzt, wendet sein Gesicht dem Beschauer zu. Die Gruppe ist im hellen Tageslichte aufgenommen. Zu dem zweiten Gemälde sind noch drei Bleistiftskizzen[2] erhalten, die von der endlichen Ausführung verschiedenfach abweichen.

Ich möchte nicht behaupten, daß diese Pferdedarstellungen – mögen sie noch so fein beobachtet sein – uns sonderlich erwärmen


  1. Jetzt im Besitze der Frau von Jena in Halle.
  2. Im Besitze der Frau von Jena in Halle.
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/84&oldid=- (Version vom 21.2.2024)