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zweifellos unter die erstklassigen Schöpfungen unseres Künstlers gezählt werden.

Nicht geringeren Geschmack verrät das Gegenstück. Herr von Schönberg ist von der Jagd zurückkehrend gedacht. Die schlanke, elegante Gestalt steht hochaufgerichtet, den Kopf ein wenig nach rechts wendend. Im linken Arm hält der Freiherr das Gewehr, in der rechten Hand die Jagdmütze. An der Jagdtasche hängen mehrere erbeutete Rebhühner. Die Haltung der Figur ist ungezwungen, leicht. Mit wunderbarer Feinheit sind der schöne Kopf und die fast weiblich zarten Hände herausgearbeitet. Wie das Licht in einzelnen Strahlen auf den Beschlägen des Gewehres, an den Rändern der Pulverflasche und auf dem nur wenig sichtbaren weißen Vorhemd auftrifft, das ist mit unvergleichlicher Schneidigkeit wiedergegeben. Und nun die Rebhühner! Wie fein beobachtet ist die Haltung der toten Tiere, die bunte Färbung des Gefieders! Alles in allem ein glänzendes Gegenstück zum vorigen Bilde.

Diese beiden Porträts bilden für sich einen Höhepunkt in Rayskis Schaffen und schließen sich in ihrer scharfen Beobachtung, ihrer psychologischen Feinheit und geschmackvollen Farbengebung würdig an die drei obengeschilderten Hauptwerke an.

Aus den folgenden Jahren bis 1854 lagen mir leider gar keine Nachrichten über des Künstlers Leben und Wirken vor. Nur ein Skizzenbuch ist erhalten[1], das 1853 begonnen und 1857 abgeschlossen ist. Es enthält allerlei: Tierstudien, Zirkusszenen, Porträtentwürfe, vor allem aber Landschaftliches. Hier ist besonders der Baumschlag geübt – ein Beweis, daß der Meister sich auch auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei noch immer zu vervollkommnen suchte.

Gegen Ende des Zeitabschnittes entstand ein Jägerbild, das seinerzeit berechtigtes Aufsehen erregte. Es war das Bildnis des Rittergutsbesitzers Friedrich von Boxberg auf Zschorna bei Radeburg[2]. Boxberg war ein Vetter des Malers, bei dem letzterer sich also damals aufgehalten zu haben scheint. Die Szenerie ist ein großer Teich, wie jene Gegend deren mehrere aufzuweisen hat. In einem Kahne, durch das hohe Schilf fast verdeckt, steht der Gutsherr in


  1. Im Besitze der Frau von Jena in Halle.
  2. War im Besitze der kürzlich verstorbenen Frau von Boxberg in Zschorna und Dresden.
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/73&oldid=- (Version vom 20.2.2024)