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hier den Reisenden und seine Begleiter in einer sehr gefährlichen Lage. Seine Hunde haben eine Horde junger Löwen in einer Höhle aufgespürt, die alten Tiere sind aber hinzugekommen. Während nun die Löwin in gewaltigem Satze auf die flüchtenden Hunde losspringt, wendet sich der Löwe mit majestätischem Zorne gegen die Reiter. Diesen höchst spannenden Vorgang hat Rayski wirkungsvoll, dramatisch belebt dargestellt. Auf dem letzten Bilde erscheint der Freiherr allein auf feurigem arabischen Hengste in einer tropischen Waldung. Eigenartig ist hier die scharfe Belichtung von links, die dem Bilde einen besonderen Reiz gibt.

Während der Ausführung dieser Gemälde vollzog sich in dem Künstler selbst eine merkwürdige Wandlung. Sie offenbart sich in der verschiedenartigen Farbengebung der fünf Bilder. Die drei erstgenannten zeigen kräftige Nuancen. Die beiden orientalischen Darstellungen dagegen, insbesondere die letzte, sind in einem vorwiegend braunen Tone gehalten. Das ist natürlich nicht unbeabsichtigt. Rayski hat hier zum ersten Male versucht, die Wirkung des Sonnenlichtes, und namentlich des intensiven tropischen, auf die Farben der Gegenstände zum Ausdruck zu bringen. So wurde er ein Vorläufer des Impressionismus, ein Herold jener malerischen Effekte, die damals in Deutschland noch völlig unbekannt waren und erst allmählich von Frankreich her bei uns eingeführt wurden.

Die gleichen Bestrebungen zeigt ein ganz vorzügliches Staffeleibild, das bisher völlig unbeachtet geblieben ist[1]. Ich möchte es ebenfalls der Zeit um 1850 zuweisen. Es stellt zwei Reiter dar, die während eines heraufziehenden Gewitters in rasendem Galopp über eine weite, von niederen Hügeln begrenzte Sand- oder Heidefläche dahinsprengen. Die Gewitterstimmung am wolkenschweren Himmel ebenso wie das Vordrängen der geängsteten Tiere ist mit wunderbarer Feinheit wiedergegeben. Vor allem aber ist der grelle Lichtschein, den ein links außerhalb des dargestellten Raumes niederzuckender Blitz hervorzurufen scheint, von bedeutender Wirkung.

Ich füge gleich hier ein nicht fertig ausgeführtes, aber treffliches Jägerbild[2] an, dessen Entstehungszeit sich nicht genau bestimmen


  1. Im Besitze der Frau von Jena in Halle. Das Reiterbild ist etwa 0,905 m hoch und 1,32 m breit.
  2. Im Besitze der Frau von Jena in Halle. 2,18 m hoch und 1,385 m breit.
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/69&oldid=- (Version vom 20.2.2024)