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Seine Ausführung ist am 18. Mai 1845 in Wohla begonnen und am 10. Dezember dess. J. in Dresden beendet worden. Herr von Wiedebach ist etwas über lebensgroß in ganzer Figur dargestellt. Ein kleidsamer Jagdanzug umschließt die stattliche Gestalt; Gewehr, Jagdtasche und Pulverflasche vervollständigen die Ausrüstung. Der Jäger schreitet aus dem Waldesdunkel heraus auf einen eben geschossenen Rehbock zu, der am Boden liegt. Das Bild ist außerordentlich lebenswahr, die Verbindung von Porträt, Landschaft und Tierstück ist mit großem Geschick durchgeführt. Ölstudien zu dem Gemälde, in kleinem Format, sowie Bleistiftskizzen mit Darstellungen des erlegten Tieres sind ebenfalls erhalten[1]

Auch eine Jagdbekanntschaft – freilich eine ganz anderer Art als die eben genannte – war die mit dem Jägerjungen Moritz Kratsch. Der Künstler, immer zum Humor geneigt, mag an dem dummpfiffigen Bauernjungen, dem die Führung der Hunde und zum Teil auch der Transport des erbeuteten Wildes oblag, sein besonderes Wohlgefallen gefunden haben. Verschiedene Entwürfe aus seinem Nachlasse[1] beweisen das. Eine Bleistiftstudie zeigt den Buben – ein Bild strotzender Gesundheit – auf freiem Felde stehend. Über der rechten Schulter trägt er einen Stock, von dem hinten ein Hase herabhängt, mit der linken Hand hält er einen dürstenden Hund an der Leine. Diese Skizze hat der Zeichner dann – etwas verändert und von der Gegenseite – in Öl ausgeführt. Auch auf Rayskis größeren Gemälden aus den folgenden Jahren spielt Moritz Kratsch eine Rolle, und öfters noch werden wir ihn zu nennen haben.

Wahrscheinlich 1848 verließ der Künstler, der seit 1844 als „Portraitmaler“ eine eigene Wohnung am „Altenmarkt“ inne hatte, Dresden für längere Zeit und begab sich zunächst, einer Aufforderung des Domherrn von Schroeter nachkommend, auf dessen Schloß Bieberstein. Zwei volle Jahre verlebte er dort, Jahre, die reich sind an künstlerischen Hervorbringungen, wenn auch sehr verschiedenen Wertes.

In Bieberstein fand Rayski anregende und liebe Unterhaltung. Seine Cousine, eine Tochter des Generals von Berge, die mit dem Kammerherrn Friedrich von Schroeter, dem Bruder des Schloßbesitzers, vermählt war, hielt sich dort mit ihren sechs Kindern zu Besuch auf. Namentlich der Verkehr mit den beiden jüngsten Knaben bereitete


  1. a b Im Besitze der Frau von Jena in Halle.
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/66&oldid=- (Version vom 20.2.2024)