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Wilhelm Friedrich von Leyßer, eines Verwandten des Künstlers (geboren 1772, gestorben zu Dresden 21. Dezember 1842). Es entstand zweifellos zu Anfang der vierziger Jahre. Das Original war mir nicht zugänglich, aber eine Lithographie von Fr. Hanfstängl in Dresden[1] macht mit der Darstellung bekannt. Sie zeigt den Offizier in Halbfigur von vorn. Der Kopf ist etwas nach rechts geneigt. Das dicke Gesicht mit Schnurrbart hat wenig Anziehendes. Unter dem offenen Rocke sieht man mehrere Ordensbänder; Leyßer war Kommandeur des sächsischen Militär-St. Heinrichs- und des schwedischen Schwertordens sowie Offizier der französischen Ehrenlegion.

Trotzdem sich in Dresden für Rayski jetzt günstigere Verhältnisse anbahnten, hielt es ihn doch auf die Dauer nicht in der Heimat. Die Orte, an denen er seine ersten künstlerischen Triumphe gefeiert hatte, lockten ihn von neuem. So finden wir ihn schon im September 1842 wieder, wenn auch nur für kurze Zeit, in Frankfurt a. M. Seinen Gönner, den Reichsfreiherrn von Manteuffel, fand er dort nicht mehr vor; dieser war bereits 1840 nach Dresden zurückgekehrt und im Januar 1842 gestorben. Künstlerische Aufträge scheinen den Maler nach Frankfurt gerufen zu haben. Näheres ist allerdings nicht bekannt.

Eine Abhandlung aus dem Gebiete der Myologie (Muskellehre) ist am 15. September 1842 in der schönen Mainstadt abgeschlossen. Sie gibt Zeugnis von der unermüdlichen Sorgfalt, mit der Rayski, nun schon zum Meister herangereift, sich noch dem Studium des menschlichen Körpers widmete. Auf 22 engbeschriebenen Seiten werden Lage, Wesen und Bedeutung der Muskeln unter Hinzufügung der einzelnen Namen geschildert.

Zu diesem Schriftstück gehören wahrscheinlich die auf zehn großen Blättern enthaltenen Abbildungen der Muskeln (gezeichnet und ausgemalt) und vier Blätter mit drei verschiedenen Ansichten der Gesamtmuskulatur. Diese Darstellungen, zusammengenommen mit

vierzig Blatt Bleistiftzeichnungen zur Knochenlehre, deren Entstehungszeit sich nicht mehr bestimmen läßt (vielleicht sind sie schon früher in Dresden gefertigt), bieten ein erschöpfendes Bild des menschlichen Knochen- und Muskelbaues. Der Zeichner benutzte als Grundlage zu seinen Studien die „Anatomischen Abbildungen des menschlichen


  1. Ein Exemplar im Besitze der Dresdner Stadtbibliothek (Porträts I, 21).
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/55&oldid=- (Version vom 16.2.2024)