Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/52

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Darstellung, wie sie auch mit dem grauen Hintergrunde wundervoll harmonieren. Es steckt ein außerlesener Geschmack in diesem Bilde, in dem wir den alten Rayski kaum wiedererkennen, sodaß wir uns fragen: Woher dies alles?

Etwa der gleichen Zeit, in der das Bildnis „Mimis“ entstand, gehört das große Porträt des Freiherrn Heinrich Adolph von Gablenz an[1]; es ist auch, wie jenes, in Dresden entstanden. Herr von Gablenz, Königl. sächs. Generalleutnant und seit 1830 Gouverneur von Dresden, starb 1843 im 79. Lebensjahre. Da das Gemälde sich bereits im Mai 1842 auf der zugunsten der Tiedgestiftung veranstalteten Ausstellung (unter Nr. 191) befand, muß es zwischen 1840 und Anfang 1842 gemalt sein – es schon früher anzusetzen, erscheint mir wegen der Reife der Ausführung unmöglich. Wahrscheinlich war es eines der beiden (nicht näher bezeichneten) „männlichen Portraits, Kniestücke“, die Rayski zur akademischen Kunstausstellung von 1841 nachträglich einlieferte (s. Katalog Nachtr. S. 6, Nr. LXIII f.). Das Kniestück zeigt den schon bejahrten Gouverneur in Uniform vor dunklem Hintergrunde, stehend, von vorn. Gesicht und Hände, auf deren Ausführung der Künstler die größte Sorgfalt verwendet hat, treten scharf belichtet heraus. Der Farbenauftrag ist pastos; besonders bei der breiten silbernen Schärpe und den Epauletten macht sich dies bemerkbar. Das Bild trägt keine Signatur – die Saumseligkeit des Künstlers, der wiederholt um deren Anbringung gebeten worden war, ist daran schuld –; doch wird es durch unanfechtbare Überlieferung Rayski zugeschrieben.

Das Porträt des Freiherrn von Gablenz ist bemerkenswert als das erste einer langen Reihe von Offiziersbildnissen, die alle in ähnlicher Darstellung und ähnlichem Farbenauftrage gehalten sind, nur daß das Impasto auf ihnen sich mehr und mehr zur Leidenschaft steigert, sodaß die Farben – insbesondere das Gold und Silber – fast flammend werden. Diese Bildnisse sind sämtlich virtuos gemalt, aber vielfach nicht gerade sehr persönlich. Man merkt es ihnen deutlich an, ob sie mit innerer Teilnahme oder nur auf Bestellung gefertigt sind.

Zu den Bildnissen, die uns innerlich wenig berühren, zählen wir das des Königl. sächs. Generalleutnants der Kavallerie August


  1. Jetzt im Besitze der Baronesse von Uechtritz in Bautzen. S. Abbildung.
Empfohlene Zitierweise:
Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/52&oldid=- (Version vom 16.2.2024)