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Niederländischer Meister. – starb zu Rom 1688“. Diese Notiz ist offenbar irrtümlich. Gemeint ist wahrscheinlich Sébastien Bourdon († 1671 in Paris), ein französischer Maler und Kupferstecher, der eine Zeitlang Hofmaler der schwedischen Königin Christine war. In Italien gebildet, zeichnete er sich als Genre- und Porträtmaler aus. Werke von ihm konnte Rayski in Paris teils im Original, teils in den sehr zahlreichen Kupferstichreproduktionen studieren. Die oben abgedruckten Bemerkungen geben demnach anscheinend die Quellen an, denen die Kostümstudien entnommen sind.

In Nachbildung der figurenreichen Schlachtenbilder H. Vernets ist eine große, nur flüchtig hingeworfene, aber wirkungsvolle Ölskizze[1] entstanden, die das Zusammentreffen zweier Heerhaufen schildert. Von rechts stürmen die Angreifer vor, geführt von einem Offizier auf weißem Rosse, der eben verwundet zu Boden sinkt. Ein Krieger sprengt auf ihn zu, um ihn zu halten. Ausgeführt ist lediglich diese Mittelgruppe. Die übrigen Figuren sind größtenteils nur durch Striche angedeutet. Der Hintergrund – d. h. über die Hälfte des großen Bildes ist von dichtem Pulverqualm angefüllt.

Ähnliche Vorgänge, wie dieses Ölbild, behandeln drei zusammengehörige Kreidezeichnungen auf weißem Papier.[2] Hier sind die kleinen Figuren durch schwarze Kreidestriche markiert, der Pulverdampf ist breit mit dem Wischer hingesetzt. Nur auf der zweiten, ausgeführtesten sind die Konturen noch zum Teil umzeichnet.

Ein Werk von starker Eigenart ist ein Selbstporträt, das den Künstler etwa im 30. Lebensjahre zeigt, also um 1835 entstanden sein muß.[3] Brustbild von vorn vor dunklem Hintergrunde, stellt es Rayski mit wirrem Haar, langem Schnauzbart, in polnischer (?) Jacke dar, etwas wild Herausforderndes im Blicke, recht wie einen Menschen, der sich um die ganze Welt nicht schert. Es erinnert uns an die (nicht ungesuchte) Originalität, in der damals jugendliche Künstler, z. B. auch die Glieder des „Jungen Deutschlands“", ein Karl Beck u. a., sich gefielen. Das Bild ist mit breiten


  1. Das Ölbild ist 1,01 m hoch und 1,328 m breit. Im Besitze der Frau von Jena in Halle.
  2. Im Besitze der Frau von Jena in Halle.
  3. Im Besitze des Herrn Kammerherrn von Boxberg in Großwelka bei Bautzen.
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/44&oldid=- (Version vom 16.2.2024)