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einen neuen, fesselnden Ausdruck. Großartige Aufträge für das Museum zu Versailles, die König Louis Philipp ihm erteilte, beschäftigten den Künstler in den Jahren 1834 und 1835 bis zu seinem Weggange nach Petersburg. Gerade in dieser glanzvollen Zeit lernte Rayski die Schöpfungen des gefeierten Meisters kennen. Werke aus dessen erster Schaffenszeit (z. B. die Verteidigung der Barriere von Clichy, die Niedermetzelung der Mamelucken u. a.) sowie solche aus seiner romantischen Periode (Julius II. und Rafael, Philipp August vor Bouvines) konnte er im Louvre und in Versailles zur Genüge studieren. Die ersteren sagten ihm zweifellos mehr zu als die letzteren. Dazu trug besonders die Ähnlichkeit der in Vernets Gemälden behandelten Stoffgebiete mit den von ihm selbst gepflegten ihr Teil bei.

So sehen wir Rayski in Paris von zwei Meistern beeinflußt: von Delaroches historischer Kunst und von dem vielseitigen Horace Vernet. Das tritt auch in seinen Arbeiten aus jener und der folgenden Zeit zutage.

Den gewaltigen Eindruck, den Delaroches in höchster dramatischer Belebung dargestellte Marterszenen auf den Künstler gemacht hatten, offenbart eine Reihe von Ölstudien.[1] Obgleich nur teilweise ausgeführt, wirken diese noch heute mit elementarer Kraft auf uns. Handschriftliche Aufzeichnungen[2] ermöglichen die Bestimmung


  1. Sämtlich im Besitze der Frau von Jena in Halle.
  2. Gemeint ist ein eigenhändiges Verzeichnis von (ausgeführten oder auszuführenden) Entwürfen, das allerdings erst später niedergeschrieben worden ist. Es bietet des Interessanten so viel, daß ein Abdruck sich lohnt. Es lautet: „Eine Obstbäumparthie, auf der Leiter ein Bauer Mädchen im Gespräch mit einem Jäger; der Hühnerhund beschnuppert sich mit dem Bauernspitz. – Eine große Waldparthie, im Hintergrunde die Festung Königstein, im Vordergrund ein Klafterschlag; es steht noch eine schöne hohe Kiefer die gefällt wird – oder Militär-Artillerie, die den Hohlweg hinauf oder herunter krüpelt (?). – Ein Reh was sich in die Höhe hebt, um die roten Beere aus der... zu äßen. – Ein Sprenkel (dazu sind Entwürfe vorhanden). – Ein Mädchen was unterm Baum eingeschlafen ist. – Ein brügeln in der Schenke. – Eine Räuber Scene – mit Benutzung des Aufganges am Pfaffenstein. – Eine zweite in der Diebshöhle [bei Königstein]. – Die Ermordung des Julius Cäsar / groß. – Die Hinrichtung der Söhne des Brutus / groß. – Die Königin Christine u. ihr Stallmeister/groß (s. ob.). – Die Hinrichtung auf dem Schaffot des Egmont u. Horn / klein (s. ob.!). – Ein Vorposten eines sächsischen Gardereiters / klein. – Ein Fuchs im Eisen gestellt von einem Dachshund / lebensgroß (dazu Bleistiftskizzen erhalten). – Eine Hühnerhündin mit einer Katze / lebensgroß (ebenso). – Ein Fenster aus dem ein hübsches Mädchen (winkend) kukt –/ lebensgroß. – Ein Bauernjunge sitzend mit einem Hasen neben sich und ein großer Dachshund / Pappe. (Sonnenlicht) –/ lebensgroß (s. später „Moritz Kratsch“). – Mein eigenes Portrait – malend im Jagdanzug – Hund. – Karl der Neunte. lebensgroß (s. ob.!) – Leonore, klein. – Die Ermordung d. Thomas Becket / groß (s. ob.!) – Die Festung Königstein von dem Teiche aus genommen – Kanonenschüsse – auf dem Wall Militär – im Vordergrunde auf der Allee die Wagen des Königs – der König mit Gefolge kommt herunter zu, nach den Wagen – Alles in Sonnenlicht nachmittag beleuchtung. – Die Festung mit Aussicht nach Böhmen von der Batterie an der Königsnase 24 lb. Echoschüsse. Der König nebst Gefolge. – Mondlandschaft – b. Vollmond oberhalb des Städtchen Königstein, vom Wege nach der Festung aus. 26. Sptbr. Abends nach 7 Uhr.“ Bemerkenswert ist hier die Mannigfaltigkeit der behandelten Gebiete (Genre, Landschaft, Tierstück, Historie usw.), bei den Landschaften die Bevorzugung der Sächsischen Schweiz und die Beobachtung der Lichteffekte, insbesondere des vollen Sonnenlichtes.
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/41&oldid=- (Version vom 16.2.2024)