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erblickt hier den jungen, hübschen Mann in Kniestück, sitzend, von vorn. Etwas Schwermütiges liegt in seinen Zügen, das den, der Rayskis sonst heiteres Wesen kannte, vielleicht befremden mußte. Mit wahrhaft künstlerischer Treffsicherheit hingeworfen, ist diese Zeichnung eine vorzügliche Leistung. Sie überragt die gleichzeitigen Ölgemälde.

Die hier genannten Bildnisse aus den Jahren 1831 – 1834 beweisen, daß der Maler, der seit 1833 als „Portraitmaler“ in den Dresdner Adreßbüchern erscheint, schon damals in diesem Fache eine bemerkenswerte Fertigkeit erlangt hatte. Tragen die Bildnisse auch nicht das eigenartige Gepräge späterer Arbeiten an sich, so zeigen sie doch eine Schärfe der Beobachtung, wie sie für einen Fünf- bis Achtundzwanzigjährigen, der sich noch dazu größtenteils autodidaktisch gebildet hatte, ungewöhnlich ist. Sie lassen daher Großes für die Zukunft hoffen.

Neben dem Bildnis pflegte Rayski damals mit Vorliebe noch das Genre. Zeugnisse dafür sind zwei während der Dresdner Studienzeit entstandene Gemälde, die sogleich der öffentlichen Beurteilung übergeben wurden. Die Veranlassung dazu, daß diese Bilder alsbald weiteren Kreisen bekannt wurden, bot sich durch die Beziehungen zum Sächsischen Kunstverein, in die der Maler gleich 1832 trat. Der Kunstverein, im Dürerjahre 1828 besonders auf Anregung des verdienstvollen Kunstforschers und Sammlers J. G. von Quandt gegründet, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sächsische Künstler durch Ausstellung und Ankauf ihrer Werke zu unterstützen und zu fördern. Schon in den ersten Jahren seines Bestehens hatte der Verein eine große Anzahl von Kunstwerken, vorzugsweise Gemälden, erworben, die, in Kupferstich reproduziert, allen Mitgliedern bekannt gemacht wurden und bei der Verlosung auch in die Hände solcher gelangten.

1832 bot Rayski dem Kunstverein ein Ölgemälde zum Kaufe an. Es war das genrehafte Jagdbild „Wohin ist der Hase gelaufen?“ (etwa 15 cm hoch und 20 cm breit). Originell ist dieses Bildchen schon dem Gedanken nach, indem es nicht die Freuden, sondern die Leiden der Jagd in humoristischer Behandlung schildert. Zwei Jäger stehen auf weiter, vom Sturm überwehter Schneefläche. Der rechte, frierend, mit dünnem Röckchen, vergräbt die Hände tief in seine Taschen. Der linke, wohlbeleibt und dicht vermummt,

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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/37&oldid=- (Version vom 16.2.2024)