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Es sind noch zwei große Blätter aus dieser Zeit vorhanden[WS 1]: Zeichnungen in schwarzer Kreide auf grauem Papier, stellenweise leicht weiß gehöht. Sie enthalten männliche Akte. Auf dem einen erblickt man das unbekleidete Modell in Rückenansicht. Der Jüngling schreitet, die Linke auf einen Stock stützend, nach hinten fort; die Rechte hält er an den gesenkten Kopf. Die andere Zeichnung stellt einen nackten Mann mit finsterem Gesichtsausdrucke in Vorderansicht dar. Er ist auf ein Knie niedergesunken und hebt beide Arme mit geballten Fäusten gen Himmel. Das Blatt ist bezeichnet „den 27ten März 1832. gefertigt“. Hier hat Rayski es verstanden, dem akademischen Akte dramatisches Leben einzuhauchen.

Die Dresdner Gemäldegalerie mit ihren unvergleichlichen Schätzen bot natürlich auch unserem Künstler eine Fülle von Anregungen. Erhalten ist allerdings nur noch ein Werk aus jenen Studienjahren: eine Ölkopie nach Rembrandts großem Selbstbildnis mit der Saskia[1]. Dieses Bild ausgelassenster Lebensfreude muß den jungen Mann vorzugsweise gereizt haben; die Kopie ist mit viel Sorgfalt ausgeführt.

Außer derartigen Schülerarbeiten lieferte Rayski zu Anfang der dreißiger Jahre auch eine Anzahl Originalwerke. Vor allem entstammen der genannten Zeit seine ersten bekannt gewordenen Porträts.

Das älteste derselben ist das seines Oheims Friedrich Gotthelf von Berge[2]. Es ist 1831 in Dresden gemalt. Berge (geb. 1768, vermählt mit Marianne Sichart von Sichartshofen, gest. 1853) war nach seiner Rückkehr aus dem russischen Feldzuge im Dezember 1812 zum Oberstleutnant der Leib-Kürassier-Garde und schon im Mai 1813 zum Obersten und Kommandanten des Gardereiter-Regiments befördert worden. Diese Stellung hatte er noch 1831 inne. Dreizehn Jahre hatte Berge unter Napoleons Fahnen gedient, und selbst als Greis fuhr er begeistert auf, wenn er den Namen Napoleon hörte. Jugendliches Feuer glühte noch in dem alten Manne. Das hat auch der Maler zum Ausdruck bringen wollen. Er stellte seinen Oheim in der Uniform eines Obersten der Leib-Kürassier-Garde


  1. Im Besitze der Frau von Jena in Halle. – Das Gemälde ist etwa 1,57 m hoch und 1,30 m breit.
  2. Hoch 2,36, breit 1,25 m. Besitzer: Herr Kammerherr von Schroeter, Schloß Bieberstein bei Nossen i. S.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1); Anmerkung aber nicht vorhanden
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/33&oldid=- (Version vom 15.2.2024)