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Monats kam Rayski, der unterdessen den Kommandanten um Entlassung aus dem Korps gebeten hatte, dem Wunsche des Herzogs nach. Er traf am 31. Mai abends in Ballenstedt, der Residenz des Fürsten, ein und blieb dort bis zum 6. Juni. Sein Auftreten muß den von Alexius gestellten Bedingungen entsprochen haben; denn seine Bewerbung wurde angenommen. Am 11. Juni trug von Gersdorf dem Könige Friedrich August als dem obersten Vorsteher des Kadettenkorps das Entlassungsgesuch Rayskis vor mit der Begründung: „Es ergeben sich ihm Mittel, im Auslande eine anderweitige Anstellung zu finden“. Durch Reskript d. d. Pillnitz, 13. Juni gab der König seine Einwilligung. Schon zwei Tage später ging das Entlassungszeugnis für Rayski an den Herzog ab, begleitet von einem Schreiben des Generalleutnants, das folgende charakteristische Stelle enthält: „Ich wage es, diesen jungen Mann Ew. Herzoglichen Durchlaucht besonderen Huld unterthänigst zu empfehlen. Er ist ein wackerer Mensch, der nichts verabsäumen wird, um sich dero höchsten Gnade werth zu machen.“ Wir sehen daraus, welch gutes Andenken Rayski trotz seiner falsch angebrachten Malversuche im Kadettenhause zurückließ.

Bald darnach nahm der also Gelobte Abschied von der Offiziersschule und von seinen dortigen Freunden, um in der Fremde sein Glück zu versuchen.

Auch von der Kunstakademie schied er, jedoch nicht ohne ein Zeugnis seines daselbst angewandten Fleißes zu hinterlassen. Es war ein Ölgemälde, das auf der am 3. August eröffneten Kunstausstellung des Jahres 1825 zur Beurteilung stand. Nach einer Zeichnung von „Vernet“ gefertigt, stellte es „Husaren und Kosaken im Gefechte“ dar (Ausstellungskatalog 1825 Nr. 154). Dieses Bild, dessen weiteres Schicksal wir leider nicht kennen, ist bedeutungsvoll für Rayskis künstlerische Entwickelung. Es beweist, daß der junge Maler jetzt auf das Vorbild der Franzosen hingewiesen war, namentlich auf den bedeutenden Soldaten- und Pferdemaler Horace Vernet, dessen Ruhm gerade damals sich auszubreiten begann.

Das Urteil, das man in der Akademie über den angehenden Offizier und Künstler gewonnen hatte, ist in der Matrikel dieser Hochschule in die lakonischen Worte zusammengefaßt: „War talentvoll, aber etwas eingebildet“.



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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/27&oldid=- (Version vom 15.2.2024)