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Akademie, ein tüchtiger Porträtmaler, der Landschafter Professor Richter (der Vater Ludwigs) und die Zeichenmeister Rentzsch und Baumann erteilten den Unterricht. Die Schüler zeichneten meist mit Kreide auf weißes oder farbiges Papier, die Landschafter auch mit Sepia. Köpfe, Hände, sowie Akte und Gruppen wurden geliefert. Die Vorlagen boten Musterstücke von Casanova, Schenau, Grassi, Graff und besonders von Matthäi, darunter waren zahlreiche Kopien nach Rafaelschen Gemälden.

Dieser Zeit mag eine Zeichnung Rayskis auf grauem Papier angehören, die in sehr sauberer Ausführung zwei Hände in komplizierteren Stellungen zeigt.[1] Andere Zeugnisse seiner Studien in der Kunstschule sind nicht mehr bestimmt nachzuweisen. Auch auf den Ausstellungen der Jahre 1823 und 1824 war der junge Künstler nicht vertreten; erst 1825 erscheint er wieder, wie unten auszuführen sein wird. –

Mancherlei Schicksale, freudige und leidvolle, mußte Rayski während seines mehrjährigen Aufenthaltes im Kadettenhause erfahren.

Kurz nach seinem Eintritt in die Anstalt entriß ihm ein plötzlicher Tod den edlen Pflegevater, den Grafen von Beust. Wenige Monate später folgte die Gräfin ebenso unerwartet ihrem Gatten in die Ewigkeit nach. Das Ehepaar hatte kein Testament hinterlassen. Daher kam sein Vermögen, das bei Lebzeiten des Grafen dem Pflegesohne zugesichert worden war, in andere Hände. Rayski war ärmer als zuvor, da ihm jetzt auch die Unterstützung seitens des hochherzigen Paares verloren ging.

Im Jahre 1824 erhielt der Kadett hohe Verwandtschaft. Eine seiner Cousinen, Gräfin Auguste von Harrach, hatte in Teplitz das Interesse des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. erregt, der ihr die Würde einer Fürstin von Liegnitz verlieh und im November 1824 zu Charlottenburg mit ihr eine morganatische Ehe schloß. Dadurch wurde Ferdinand von Rayski der Vetter des Preußenkönigs. Er scheint indessen von dieser Verwandtschaft keinen Vorteil genossen zu haben.

Weit wertvoller waren da die Freundschaften, die er in jener Zeit mit gleichgesinnten Kommilitonen schloß. Sie hielten fürs Leben. Es sei hier nur auf das innige Verhältnis hingewiesen, in


  1. Im Besitze der Frau von Jena in Halle.
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/25&oldid=- (Version vom 15.2.2024)