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an selbständig für ein anderes Stoffgebiet: das der Militär- und Genremalerei, das er bis in die dreißiger Jahre hinein fast ausschließlich pflegte.

Wenden wir uns jetzt den auf dem Freimaurerinstitut gefertigten Jugendwerken Ferdinands zu!

Aus dem Jahre 1818 stammt das erste bekannt gewordene Ölgemälde des angehenden Künstlers[1]. Auf einer mäßig großen Fläche hat er hier einen gut beobachteten Vorgang aus dem Kriegsleben wiedergegeben. Das Bildchen stellt in sehr glatter Malweise zwei sächsische Reitervorposten auf einem Hügel dar. Der vordere Reiter, auf hellbraunem Pferde, hat rechts am Abhange des Hügels Halt gemacht und schaut nach einem nahen Dorfe, das durch den über die Hochebene hinausragenden Kirchturm gekennzeichnet ist. Der andere Soldat, die Hauptfigur des Bildes, reitet auf seinen Kameraden zu. Er sitzt auf einem kräftigen Fuchse, hält das Gewehr in der Rechten und führt einen Rappen am Zügel. Nach akademischer Regel ist die Hauptfigur streng in den Mittelpunkt des Bildchens gesetzt, sodaß das Ganze sich pyramidenartig aufbaut. Obgleich in den Formen – namentlich des menschlichen Körpers – noch etwas befangen, ist doch der Entwurf für einen Zwölfjährigen außergewöhnlich. Die Farbenzusammenstellung sowie manche Einzelheiten (z. B. die Ausführung der Pferde und die plastische Herausarbeitung der Mittelgruppe aus dem grauen Hintergrunde) sind sogar gelungen zu nennen. Freilich läßt sich nicht mehr entscheiden, wie weit hierbei etwa die helfende Hand des Lehrers beteiligt gewesen ist.

Im August 1819 lieferte Rayski „Zwey Cavalleristen, getuscht“ zur Ausstellung (Nr. 170 des Kataloges). Es mögen hier, wie auch in dem Ölgemälde, Erinnerungen aus des Knaben frühester Jugendzeit nachgeklungen haben, aus der Zeit, da der Vater noch lebte und den Kindern mit Stolz seine Kavalleristen zeigen konnte. Die Tuschzeichnung, stofflich dem Ölgemälde verwandt, ist anscheinend nicht mehr erhalten.

Der gleichen Zeit, aus der diese Zeichnung stammt, möchte ich einen Entwurf Rayskis zuweisen, der merkwürdigerweise in lithographischer Nachbildung auf uns gekommen ist. Der Steindruck[2]


  1. Auf Leinwand, etwa 14 cm hoch und 18 cm breit. Jetzt im Besitze des Verfassers. S. Abbildung.
  2. Etwa 15 cm hoch und 20 cm breit. Im Besitze der Dresdner Stadtbibliothek (T. I 345).
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/18&oldid=- (Version vom 14.2.2024)