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Schlußwort.


Ein eigenartiges Leben ist es, dessen Verlauf die vorstehenden Zeilen zu schildern versuchten. Eigenartig, wie die Persönlichkeit, sind auch ihre Schöpfungen.

Von einem Landschafter für die Kunst gewonnen, dann von einem Kopisten unterrichtet, der Akademie bald entwachsend – so tritt Ferdinand von Rayski in die Kunstwelt. Die verschiedenartigsten Einflüsse dringen auf ihn ein: französische, deutsche – vielleicht auch englische Vorbilder. Er ordnet und sichtet, und was ihm am richtigsten erscheint, das macht er sich zu eigen. So ist er im Grunde doch Autodidakt. Und als solcher schafft er Meisterwerke, ohne daß die große Welt davon Notiz nimmt. Wie geht das zu?

Die weitaus größte Zahl der Werke Rayskis sind Bildnisse. Sieht man das Verzeichnis der Porträtierten durch, so findet man fast lauter adelige Namen. Und darin liegt die Erklärung dafür, daß der Künstler nicht populär werden konnte: er ist der Maler der Aristokraten, die seine Arbeiten in ihren Schlössern verbergen. Damit sind diese Schöpfungen aber der Öffentlichkeit[WS 1] verloren. Das einzige Bild des Meisters, das bisher allgemein zugänglich war – das Bildnis Schletters im Leipziger Museum –, ist gänzlich unbekannt geblieben.

Einen zweiten Grund für die Vergessenheit des Gentlemanmalers hat Professor Alfred Diethe richtig angegeben, wenn er über Rayski urteilt: „Er übte still, ohne Lärmtrompete seine Kunst und kümmerte sich um Richtungen usw. nicht“. Das ist die Erklärung dafür, warum er selbst den Künstlerkreisen fast ganz fremd und von ihnen unverstanden blieb. Freilich bedurfte er auch ihrer Anerkennung nicht. Denn seine Schöpfungen sind nicht aus ehrgeizigem Streben entstanden; sie sind Ausflüsse unmittelbarer künstlerischer Anschauung, deren er sich entledigte, ohne dabei an die Allgemeinheit zu denken.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Offentlichkeit
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Ernst Sigismund: Ferdinand von Rayski. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins, Dresden 1907, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft20VereinGeschichteDresden1907.djvu/100&oldid=- (Version vom 21.2.2024)