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Nicht zu verwechseln mit dem Schösser ist ein mehrmals vorkommender „Hausschreiber“. Ein solcher wurde gehalten, wenn der Schösser das Amt des Vogtes verwaltete, da er doch in diesem Falle einen Gehilfen bei seinen schriftlichen Arbeiten brauchte[1]. In der Abhörungsniederschrift von 1443/45 wird auch einmal ein Untervogt erwähnt. Es rührt dies daher, daß zu dieser Zeit der Landvogt Hildebrand Trützschler zu Meißen zugleich als Vogt für das Amt Dresden bestellt war[2]. Dieser Untervogt war Friedrich von Boititz[3].

An sonstigem Personal waren vorhanden ein „Hauskellner“, d. i. ein Kellermeister und Wirtschaftsverwalter[4], ein „Vogtskellner“, der zugleich Bäcker war und der Wirtschaft des Vogtes vorstand; diese war sehr umfänglich, da die sämtlichen auf dem Schlosse bediensteten Personen die Kost durch den Vogt erhielten. Hierzu kamen ein Koch, ein Küchenjunge, ein Kaplan und zwei Landknechte, welche die Exekutivbeamten des Vogtes waren und als solche Polizeidienste zu leisten, für die Gefangenen zu sorgen, Pfändungen auszuführen, die Vorladungen der Unterthanen in gerichtlichen Angelegenheiten sowie zur Leistung von Frohndiensten zu bestellen hatten etc. Ferner waren vorhanden zwei Wächter, die auch in der Küche mit verwendet wurden, ein Pfeilschäfter oder Pfeilsticker zur Anfertigung der Bolzen, ein Thorwart, ein Schweinehirt, ein Ochsenhirt, zwei Wagenknechte, eine Viehmagd und ein Kornknecht, dem die Aufsicht über den Getreideboden übertragen war und der das Futter für die Pferde und den sonstigen Bedarf an Getreide herauszugeben hatte. Er wird auch der Kornmeister und später Kornschösser genannt. Außerdem waren drei Försterknechte und das sonst nötige Gesinde je nach Bedarf vorhanden[5]. Alle diese Personen erhielten die Kost auf dem Schlosse, mit Ausnahme der Försterknechte, die nur Montags beköstigt wurden. Zum Teil erhielten die im Schlosse Bediensteten auch die Kleidung. Für den Vogt und den Schösser kommen Ansätze für Kleidung regelmäßig vor, doch werden auch einigemal andere Personen erwähnt, z. B. „1 Schock 4 Groschen Meister Nickel dem Pfeilsticker vor sein Hofegewant“[6]. Ihre Wohnung hatten sie im Schlosse und in den dazu gehörigen Wirtschaftsgebäuden.


  1. WA Nr. 29 Bl. 10.
  2. Ebenda Nr. 12a Bl. 201b.
  3. Original 6812.
  4. Alte Bestallungen etlicher Hofdiener etc. 1533, Rep. LII. Gen. 1920. Bl.88.
  5. WA Nr. 15 Bl. 10 flg., Nr. 14 Bl. 178b, Nr. 12a Bl. 268b.
  6. Ebenda Nr. 17 Bl. 422.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Haug: Das kurfürstliche Amt Dresden vom 14. bis zum 19. Jahrhundert. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch' Verlagshandlung, Dresden 1902, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft16VereinGeschichteDresden1902.pdf/14&oldid=- (Version vom 22.11.2023)