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Die Amtierungszeit der Vögte war gewöhnlich keine sehr lange, meist nur einige Jahre, manchmal auch nur ein Jahr und noch kürzere Zeit. Einige haben aber auch längere Zeit amtiert. Öfters kommt es vor, daß nach einigen Jahren dieselbe Person wieder als Vogt erscheint, wie z. B. Conrad von Grefendorf, der von 1396 bis 1400 und dann wieder 1404/5 als Vogt vorkommt, und ebenso Hans von Arras, der von 1446 bis 1456 und von 1462 bis 1465 Vogt war. Auch verwaltete ein Vogt manchmal mehrere Ämter gleichzeitig, wie Ludwig von Greusen das Amt Dresden und zugleich die Ämter Hain und Dippoldiswalde[1].

Mehrmals wurde das Amt Dresden lediglich vom Schösser verwaltet: in den Jahren 1456/57 wird die Rechnung vom „Schloßschreiber“ Conrad Dytmar auf die Zeit von Trinitatis 1456 bis Cantate 1457 abgelegt, ehe der Vogt Balthasar von Redern sein Amt antrat. Aber auch die nächste Rechnung legt wieder Conrad Dytmar auf die Zeit von Cantate 1457 bis Lätare 1458 ausführlich ab, während sich über Rederns Rechnungsablegung nur zwei ganz kurze Notizen finden, die nicht genau erkennen lassen, wie lange er eigentlich das Amt als Vogt innegehabt hat: anscheinend bis Lätare 1458, denn von Sonntag nach Lätare an rechnet der Vogt Bertold Grünig[2].

Der dem Vogt zugeordnete Schreiber, der Schösser, hatte die Geld- und Naturalzinsen, sowie die Zölle, Geleite, Gerichtseinkünfte etc. einzunehmen, die nötigen Register zu führen und die Ausgaben zu besorgen. Er wurde in diesen seinen Verrichtungen durch den Vogt beaufsichtigt. In späterer Zeit, etwa von 1469 bis 1479 an, scheinen sich die Ämter des Vogtes und des Schössers mehr und mehr zu verschmelzen, denn es wird z. B. in der Abhörungsniederschrift von 1469 bis 1474 nur ein Schösser Jorge Zcan und dann von 1476 bis 1479 nur ein Schösser Nicolaus Gutter erwähnt; von Vögten ist in dieser Zeit nicht die Rede[3]. Der zuletzt erwähnte Gutter wird in der Abhörungsniederschrift von 1475/76 als Vogt und auch als Schösser bezeichnet[4], 1479/80 wird Barthel Küchler als Schösser genannt, während er früher 1475/76 Vogt gewesen zu sein scheint[5].


  1. WA Nr. 4 Bl. 111b, 112.
  2. Ebenda Nr. 16 Bl. 213, 216, 269, 273, 358b.
  3. Ebenda Nr. 20 Bl. 57 und 166, Nr. 21 Bl. 27, Nr. 23 Bl. 238, Nr. 24 Bl. 133, Nr. 25 Bl. 1, Nr. 29 Bl. 13, 22 und Nr. 30 Bl. 1b.
  4. Ebenda Nr. 26 Bl. 21b und 25b.
  5. Ebenda Nr. 30 Bl. 188b und Nr. 26 Bl. 18.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Haug: Das kurfürstliche Amt Dresden vom 14. bis zum 19. Jahrhundert. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch' Verlagshandlung, Dresden 1902, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft16VereinGeschichteDresden1902.pdf/13&oldid=- (Version vom 22.11.2023)