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ungefähr 1900, und im 15. Jahrhundert mehr als 2200 Scheffel Korn, Weizen und Hafer jährlich an Zinsen einkamen[1].

Einen hervorragenden Zweig der zum Amte gehörigen Wirtschaft bildete der Weinbau, der von besonders dazu angestellten Winzern besorgt wurde. Im Jahre 1445 waren 9 Weinberge vorhanden, die bei der Abrechnung von 1446 mit Namen aufgeführt werden: Trachenberg, Lößnitzberg, Eckelberg, Sandberg, Lindemannsberg, Brückenberg, Reckenitz, Husberg (Hausberg) und Brusberg[2]. Es heißt, daß auf diesen Bergen jährlich 30 bis 40 Fuder Wein erbaut und 90 bis 100 Schock Groschen an Arbeitslöhnen dafür aufgewendet würden. Später, im Jahre 1475, werden 12 Weinberge genannt, zum größten Teil die soeben aufgeführten. Sie werden bezeichnet als Trachenberg, Lößnitzberg, Eckenberg, Normberg, Claußberg, Ragnitz, Brusberg, Sandberg, Husberg, Liboriusberg, Brückenberg und der wüste Berg[3]. Die Lage dieser Weinberge läßt sich nur bei einigen, wie Lößnitzberg und Trachenberg, aus den Namen erklären.

Die Wirtschaftsgebäude befanden sich neben dem Schlosse, zum Teil auf der Seite nach dem Taschenberge zu, zum Teil aber auch im Zwinger zwischen Stadtmauer und Schloß, also auf dem Platze, welchen jetzt der nach der Hauptwache zu gelegene Flügel einnimmt[4]. Das Schloß selbst war nämlich anfangs von geringem Umfange und reichte nur vom Elbthor, dem jetzigen Georgenthor, bis zum großen Schloßturm, dem „Hausmannsthurm“, d. h. Wächterturm, und wurde wahrscheinlich von Markgraf Wilhelm gegen Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts durch den Anbau zweier Flügel erweitert, deren östlicher vom Elbthor bis zum Rücksprunge vor dem Eingang in der Schloßstraße reichte, während der andere sich vom Schloßturme in gleicher Länge nach südlicher Richtung erstreckte. Erst in den Jahren 1468/69 wurde der Schloßhof durch


  1. WA Nr. 2 Bl.141a/b, Nr. 12b Vol. I. Bl. 20b und Nr. 17 Bl. 272. Alle Citate von Archivalien beziehen sich auf das Hauptstaatsarchiv zu Dresden. Um Weitläufigkeiten zu vermeiden, werden die in den Locaten Nr. 4333 flg. liegenden 33 Stück Abrechnungsbücher der II. Abteilung des HStA, des sogenannten Wittenberger Archivs, nur nach den darauf befindlichen Nummern angegeben werden, nach denen sie jederzeit sofort zu finden sind.
  2. Ebenda Nr. 12b Bl. 21, Nr. 14 Bl. 178b.
  3. Ebenda Nr. 26 Bl. 20b.
  4. Gurlitt, Sächsische Herrensitze S. 51. Richter, Geschichte der Stadt Dresden, 1. Teil S. 103.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Haug: Das kurfürstliche Amt Dresden vom 14. bis zum 19. Jahrhundert. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Wilhelm Baensch' Verlagshandlung, Dresden 1902, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft16VereinGeschichteDresden1902.pdf/10&oldid=- (Version vom 23.11.2023)