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Ableben Ihrer Majestät der Königin Marie Josepha von Polen. Der Rat traf daher sofort die nötige Veranstaltung, daß alle Musik in den Schankhäusern unterbleiben solle. – Vormittags passierte zu allen Thoren eine große Anzahl von durch die preußischen Husaren auf allen benachbarten Dörfern aufgebotenen Wagen hier ein, dagegen wurde kein einziger Wagen zum Thore hinausgelassen und alle Pferde, sogar die hiesigen Ratspferde, wurden von kommandierten Offizieren weggenommen, um damit die von den hiesigen Bäckern gebackenen 80,000 Stück Kommißbrote morgenden Tages von hier nach Königsbrück zu schaffen. – Nachmittags um 2 Uhr mußte eines hiesigen Bürgers Sohn, namens Geißler, auf dem hölzernen Soldatenpferde auf hiesiger Hauptwache reiten, weil er sich gegen einen Unteroffizier vergangen haben sollte.[1]

Am 18. November früh 7 Uhr gingen an die 500 Wagen mit Kommißbrot unter Eskorte von 1 Bataillon des von Finckschen Regiments und 1 Bataillon vom Rohrschen und Langeschen Regimente nach Königsbrück ab.[2]

Am 19. November abends ward die hochselige Königin in der Königlichen Gruft allhier beigesetzt.[3]

Am 22. November geschah vom preuß. Geh. Finanzrat Zinnow an den Rat zu Abwendung drohenden Unglücks, wenn derselbe nicht mehr Ernst als zeither bezeigte, schriftliche Erinnerung wegen schleuniger Abführung der von hiesiger Stadt geforderten Kontribution.[4]

Am 23. November erhielt der Rat auch vom General und Kommandanten von Finck eine schriftliche Zufertigung wegen schleuniger Bezahlung der Kontributions-Rückstände, da Se. Königl. Majestät mit vielem Mißfallen erfahren müssen, wie saumselig bisher der hiesige Rat in Erlegung der von ihm und hiesiger Stadt geforderten Summe Geldes sich habe finden lassen, länger aber hierunter nicht nachgesehen werden könne, vielmehr, wenn binnen 8 Tagen nicht wenigstens der größere


  1. G. XXXII. 125y. Bl. 293b.
  2. G. XXXII. 125y. Bl. 294b.
  3. Dreßdnische Merkw. des 1757. Jahres, S. 87.
  4. G. XXXII. 109 Bl. 23 und G. XXXII. 125y. Bl. 296.
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Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/90&oldid=- (Version vom 29.8.2023)