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Briefe, welche aufgefangen worden waren, allerhand Nachrichten und Überfallsentwürfe mitgeteilt hatte. Auch wurde heute durch Trommelschlag bekannt gemacht, daß sich Niemand zum Brieftragen gebrauchen lassen, andernfalls aber gewärtigen solle, daß er als Spion gestraft werden würde.[1]

Am 29. August rückte mittags 12 Uhr ein Korps preußischer Truppen in das Lager zwischen dem weißen und schwarzen Thore ein; der König selbst aber nahm Quartier auf dem Sande vor Neustadt, auf dem Hofe des Kammerdieners Haller. – General von Bornstedt machte dem Rate bekannt, daß er die bisher aufgehabte Funktion als Kommandant auf Befehl Sr. Maj. des Königs gänzlich niederlegen und der Armee folgen müsse, und daß der Oberst und Flügeladjutant von Finck ihm in dieser Station folgen werde, was denn auch letzterer kurz darauf dem Senate melden ließ.[2] – Nachmittags 3 Uhr wurde dem regierenden Bürgermeister Schwarzbach durch einen preußischen Feldjäger eine von dem Generalmajor und Intendanten der preußischen Armee von Retzow unterschriebene versiegelte Ordre[3] insinuiert, nach welcher Se. Maj. der König von Preußen von hiesiger Stadt einen Vorschuß von 120,000 Thalern verlangte, welcher auf den 31. d. Mts. an ihn, den Intendanten, ganz unfehlbar bezahlt werden solle. „Mit äußerstem Schrecken“ vernahm der Rat diese Anforderung. – Abends gegen 6 Uhr ließ der Generalmajor von Retzow den regierenden Bürgermeister Schwarzbach zu sich rufen und eröffnete demselben, daß „Ihro königl. Majestät in Preußen in Erwägung, daß Höchstdemselben von den französischen und russischen Völkern alle Gelder in Dero Landen weggenommen würden, ohne Geld aber kein Krieg zu führen sei, anfänglich ein Quantum von 300,000 Thalern von der Stadt Dresden auszuschreiben ihn, den Generalmajor von Retzow, beordert, auf seine triftigsten und vielfältigen Vorstellungen aber das letzte Wort von Sich gegeben und das Quantum bis auf 120,000 Thaler festgesetzt und ihm anbefohlen habe, dieses letztere binnen


  1. G. XXXII. 125y. Bl. 239b.
  2. G. XXXII. 125y. Bl. 240b.
  3. G. XXXII. 112. Bl. 1.
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Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/78&oldid=- (Version vom 28.8.2023)