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Blessierten abgeschickt werden, vorher aber Brot auf 6 Tage und einen Geldvorschuß vom Kriegskommissariate, auch an Ort und Stelle ein billiges Lohn erhalten sollten, – an den hiesigen Kommandanten General von Bornstedt zu stellen und abzuliefern seien. Der Rat verfügte das Erforderliche an die Ältesten der Barbiere und Bader, sowie an die vorstädtischen Gerichte, welche letztere denn auch bereits nachmittags eine große Anzahl Personen männlichen und weiblichen Geschlechts auf das Rathaus gestellten, die zu dem angegebenen Behufe nach Böhmen zu gehen bereit waren und von denen 30 Manns- und 50 Frauenspersonen ausgewählt und aufgeschrieben wurden.[1]

Am 17. Mai suchte das preußische Feldlazarettdirektorium beim Rate an, daß derselbe ihm alte Leinwand gegen bare und willige Bezahlung verschaffen möchte, worauf der Rat beschloß, dies von Haus zu Haus und bei allen Mietern ansagen zu lassen.[2] – Der königl. preußische Generalpardon für alle preußischen Deserteure wurde auf Ordre des hiesigen preußischen Feldkriegskommissariats vom heutigen Tage unter dem Rathause und Gewandhause, sowie am Rathause in Neustadt, auch bei den Richtern vor den Thoren angeschlagen.[3]

Am 20. Mai kamen nachmittags 500 österreichische Kriegsgefangene hier an, welche im gräfl. Brühlschen Reitstalle an dem Wilsdruffer Thore untergebracht wurden.[4] – Die von hiesiger Stadt verlangten Krankenwärter, Warte- und Waschweiber mußten dem Lazarettdirektor von der Marwitz in Neustadt vorgestellt werden. Dieser ließ sie insgesamt auf den Tanzsaal im Kadettenhause bringen, damit er sie beisammen hätte und Niemand echappieren könnte. Zu ihrer Bewachung mußte der Rat drei Mann Ratswächter stellen. Auch erinnerte der General und Kommandant von Bornstedt die Gestellung der verlangten 20 Feldscherer mit der Bedrohung, daß er sonst


  1. G. XXXII. 125y. Bl. 174 bis 175b und G. XXXIII, 18b. Bl. 287 bis 302.
  2. G. XXXII. 125y. Bl. 176 und G. XXXIII. 18b. Bl. 316 bis 321.
  3. G. XXXIII. 18b. Bl. 308 bis 310, 315.
  4. G. XXXII. 125y. Bl. 176b,
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Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/63&oldid=- (Version vom 25.8.2023)