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Am 13. April stellte der Rat dem Generalmajor von Bornstedt in einem Promemoria vor: es sei ein so unbeschreiblich großer Zulauf des Bettelvolkes nach hiesiger Stadt, daß weder auf den Gassen, noch in den Häusern man sich ihres Antritts erwehren könne, auch mancherlei Unfug von ihnen getrieben werde und man nicht sicher sei, daß nicht gewaltsamer Einbruch und Mordbrennerei von denselben unternommen werden möchte. Da nun der Rat nicht im Stande sei, durch seine Armenvoigte einer so großen Menge Bettelleute Einhalt zu thun und das Übel täglich größer werde, so lange dergleichen Vagabonden zu den Schlägen und Thoren ungehindert hereinpassieren könnten, so bitte er Se. Excellenz, an die hiesige Garnison gemessene Ordre zu stellen, daß dieselbe dergleichen Vagabonden und liederliches Bettelvolk zu den Schlägen und Thoren nicht hereinpassieren lassen, sondern zurückweisen solle.[1]

Am 15. April ließ der Rat auf Befehl des Generals und Kommandanten von Bornstedt durch die Viertelsmeister und Gerichte in allen Häusern, wo noch sächsische Offiziere wohnten, ansagen, daß sie sich sofort von hier entfernen, außerdem gewärtig sein sollten, daß derselbe bei Sr. Maj. dem König von Preußen Befehl einholen würde, wie gegen die Widerspenstigen verfahren werden solle. Nur der Oberst Schmidt und die königl. Oberzeugwärter sollten davon ausgenommen sein. – Zwei preußische Deserteure, der eine evang.-lutherischer, der andere römisch-kathol. Konfession, wurden heute auf der Feimstätte an der Freiberger Straße gehängt.[2]

Am 16. April früh 7 Uhr marschierte des Herzogs von Bevern Infanterieregiment aus hiesiger Residenz, sowie das Itzenplitzsche Regiment aus Neustadt, wo sie bisher in Garnison gelegen, aus. – Vormittags 11 Uhr lief bei dem Rate vom Kommandanten von Bornstedt, nachmittags 3 Uhr auch vom Feldkriegskommissariate schriftliche Ordre ein, daß der Rat binnen dato und dem 23. huj. alle Brücken mit Zugbrücken, bei Vermeidung von 1000 Stück Louisd'or Strafe, welche von den Mitgliedern des Rates selbst eingebracht werden sollten,


  1. G. XXXIII 18b. Bl. 208.
  2. G. XXXII. 125y. Bl. 151.
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Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/57&oldid=- (Version vom 23.8.2023)