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geschehen, welcher mißvergnügt gewesen, daß die Regimenter noch nicht kompletiert wären, obgleich zu Rekruten tüchtige Leute noch genug vorhanden seien. Weil nun der Rat, aller angewandten Mühe ungeachtet, die von ihm geforderte Anzahl Rekruten nicht aufzubringen vermocht, hätte jenes Mittel ergriffen werden müssen. Übrigens solle sich der Rat allenthalben ruhig verhalten, da der Generalmajor von Ingersleben mit Examination und Aufzeichnung der eingebrachten Personen beschäftigt sei.[1] – Von der Hauptwache wurde durch eine Ordonnanz aufs Rathaus gemeldet, Se. Maj. der König von Preußen habe anbefehlen lassen, daß das auf der Hauptwache stehende hölzerne Soldatenpferd an seinen vorigen Platz gestellt werden solle, und nachmittags 2 Uhr erfuhr man, daß der Zeitungsschreiber Leubnitz, weil er viele Unwahrheiten in auswärtige Örter verbreitet habe, darauf zur Strafe 3 Stunden habe sitzen müssen.[2] – Nachmittags 4 Uhr aber wurde die gestrigen Tages eingebrachte Mannschaft, welche nach Erklärung des Platzmajors von Wedell auf hiesiges Stadtquantum angerechnet werden sollte, der Aufzeichnung ihrer Namen und der Ausmessung halber unter einer Eskorte auf das Rathaus gebracht, von den daselbst vermessenen 120 Mann Rekruten[3] wurden jedoch nur 114 auf das Quantum hiesiger Stadt abgeschrieben, solche insgesamt auf den Neumarktskeller gebracht und davon am folgenden Tage, 16. März früh 8 Uhr, 57 Mann an das Wiedersheimsche Regiment nach Halle und 57 Mann an das Mannsteinsche Regiment nach Frankfurt a. O. unter einem Kommando preußischer Miliz und unter Aufsicht des Stadtfouriers Voigt und beziehentlich des Ratswächters Böllmann fortgebracht, ebenso aber auch wurde vom Breyhahnhause eine große


  1. G. XXXII, 128o. Bl. 5 flg. und G. XXXII. 125y. Bl. 133b. flg.
  2. G. XXXII. 125y. Bl. 134.
  3. Anm. Diese auf dem Rathause vermessenen 120 Mann sollen angeblich die „untüchtigsten“ unter den 480 gewaltsam geworbenen Rekruten gewesen sein, was aber aus den übrigen und also tüchtigen Rekruten geworden, darüber enthalten die Akten keine Nachricht; es dürfte daher jene angebliche Anzahl der 480 Mann wohl auf Irrtum, Überschätzung oder Übertreibung beruhen, bleibt doch selbst die Zahl von nur 120 gewaltsam geworbenen Männern ohnehin noch groß genug!
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Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/50&oldid=- (Version vom 17.8.2023)