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– dem Hanischen – Hause rechter Hand hinabwärts, wie an Festtagen gewöhnlich, gesungen, haben die im zweiten Stockwerke dieses Hauses einquartierten k. k. Soldaten anfangs eine Menge Nußschalen unter die Schüler geworfen und, als sie dies nicht beachtet, sondern fortgesungen, Wasser auf sie herabgegossen, endlich aber Kot und Steine, auch einen alten Topf mitten ins Chor geworfen. Hierbei war nicht nur ein kleiner Knabe getroffen worden und ein ziemlich großer Stein Christian Gottlob Brödern[1] auf die Achsel, sondern auch Joh. Traug. Zscheilen[2] ein schwerer Stein auf den Kopf gefallen, der ihn dermaßen verletzt hatte, daß vieles Blut über das Gesicht aufs Kleid herabgelaufen und er ohnmächtig zur Erde gesunken war, er auch in ärztliche Behandlung sich hatte begeben müssen; durch den bei diesem Exzeß entstandenen Lärm und Auflauf des Volkes aber waren die Kurrendschüler zum Einstellen ihres Festsingens und auseinander zu gehen genötigt worden. – Auf hierüber vom Superintendenten und dem Rate an das Oberkonsistorium sofort erstattete Anzeige und nachdem von diesem dem hier kommandierenden General-Feldwachtmeister Grafen von Guasco dieses Vorfalles halber das Nötige bekannt gemacht worden war, zeigte letzterer schon unter dem 1. Januar 1761 dem Oberkonsistorium an,[3] daß die Sache sogleich ordentlich untersucht und dem Hauptthäter, einem Gemeinen vom Tillierschen Regimente, durch ein niedergesetztes Verhör zuerkannt worden sei, daß er vor das Haus auf der kleinen Brüdergasse, wo die Exzesse geschehen, geführt und mit 50 Stockstreichen publice abgestraft werden solle, daß überdies auch genanntes Regiment alle der Blessur des Chorschülers halber entstandenen Unkosten abzutragen habe. – Wiederholte ähnliche Exzesse zeigten die verbitterte Stimmung der k. k. Garnison gegen die protestantische Einwohnerschaft.



  1. Anmerkung. Es war dies der nachmalige Verfasser der bekannten lateinischen Grammatiken, des sog. „kleinen“ und des „großen Bröder“, und Superintendent in Beuchte etc.
  2. Anm. Derselbe war nachmals Pastor zu Grüneberg bei Dresden.
  3. G. XXXII. 29 Bl. 9.
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Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/185&oldid=- (Version vom 1.10.2023)