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Menge gestohlene Sachen durch die hiesigen Juden weggebracht worden seien, so wurde auf königl. Befehl vom 6. Oktober d. J. der große Judenbann wegen Wiederherbeischaffung der bei jener Gelegenheit gestohlenen und davon verkauften Sachen in der Judenschulen-Versammlung „bei Ausnehmung der heiligen Thora mit blasendem Horn und unter Auslöschung der brennenden Lichter“ durch einen aus Böhmen deshalb verschriebenen Rabbiner im Beisein des Oberamtmanns Schreiber wirklich gegeben[1] und der sämtlichen hiesigen Judenschaft ein Eid zu Wiederherbeischaffung des gestohlenen Gutes abgenommen.[2] Dies hatte die Wirkung, daß an das königl. Amt hierselbst verschiedene gestohlene Effekten, jedoch ohne Benennung der Juden, eingeliefert wurden.

Am 23. Dezember machte das hiesige königl. und kurfürstl. Hofpostamt durch gedruckten Anschlag öffentlich bekannt, daß nunmehr die von hier nach Leipzig über Meißen und Wurzen gelegten ordinären Posten von dato an wieder an gewöhnlichen Tagen ordentlich ab- und eingehen würden, verwarnte jedoch gleichzeitig das Publikum, „es solle sich niemand gelüsten lassen, in Krieg einschlagende Materien und Neuigkeiten zu schreiben oder gar den Armeen nachteilige Korrespondenz zu unternehmen, und habe sich sowohl Absender, als Empfänger vor nachteiliger Strafe zu hüten.“[3]

Am 26. Dezember ereignete sich hier nach der vom Rektor der Kreuzschule, Mag. Kretzschmar, an die Kirchen- und Schulinspektion erstatteten amtlichen Anzeige[4] vom 28. ejusd. folgende „turbatio publicorum sacrorum“: Als nämlich am genannten 2. Weihnachtsfeiertage abends halb 9 Uhr die Kreuzschulkurrendaner auf der kleinen Brüdergasse vor dem dritten


  1. Anmerkung. Die eigentliche Bann-Formel lautete: „Welcher nun obige Rede übertreten möchte, der soll verflucht, verwagelt, abgeschieden vom Heiligthume Israels, und zu keiner heiligen Sache kommen, und soll nicht gerechnet werden vor einen Israeliten, nicht bei dem Leben, nicht bei seinem Sterben, und er soll sein verflucht, verscholten mit allerhand Bann und Fluchung an seinem Leben, Gut und Seele“ etc. etc.
  2. Dreßdn. Merkw. des 1761. Jahres, S. 7 und Curiosa Saxonica 1762, S. 27. flg.
  3. Dreßdn. Merkw. des 1761. Jahres, S. 5.
  4. G. XXXII. 29 Bl. 1 flg.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/184&oldid=- (Version vom 1.10.2023)