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schrecklichen Bombardement aus Mörsern heimgesucht, indem aus den Batterien hinter Zinzendorfs und der Hoheiten Garten Bomben von 90, 100, 130, 150 und mehr Pfunden in großer Menge, und zwar allezeit 8 Bomben zugleich, in die Stadt geworfen wurden, welche die Kreuzkirche, das königl. Amt- oder Frau Mutter-Haus nebst vielen Privatgebäuden trafen; auf den Gassen aber war vor den krepierenden Bomben, Haubitzgranaten und Stückkugeln, sowie zerschmetterten Dachsteinen kein Mensch mehr sicher und viele Häuser – zuerst in der Kreuzgasse – gerieten in Brand, der, aller gemachten Anstalten ungeachtet, nicht mehr gedämpft werden konnte, sondern immer weiter um sich griff, zumal der Feind auf die Brandstellen, um das Löschen unmöglich zu machen, massenhaft Bomben und Kugeln warf. Die Einwohner verließen daher größtenteils ihre Häuser und Wohnungen, schlossen dieselben zu, verwahrten ihre, soweit möglich, schnell zusammengepackten Sachen in Kellern oder Gewölben und flüchteten mit dem, was sie von ihren Habseligkeiten am leichtesten fortschaffen konnten, viele auch nur mit dem, was sie gerade auf dem Leibe trugen, zu Tausenden über die Brücke nach Neustadt.[1] – Da Alles floh, waren nur die Väter der Stadt die einzigen, welche, Tag und Nacht im Rathause ihre Versammlungen haltend, von daher die nötigen Verfügungen zu Dämpfung des wütenden Feuers trafen und mitten im Unglück und in der augenscheinlichen Gefahr dennoch ihren Mut behielten und Sorge, Mühe und Eifer verdoppelten![2] – Nach der massenhaften Flucht der Einwohner wurde es aber immer mehr unmöglich, die aufgehenden Feuer zu dämpfen, obwohl alle nur zum Vorschein kommende Mannschaft durch die Miliz angehalten und löschen zu helfen gezwungen wurde. – Um die Mittagszeit ließ der Feind, unter einem gewaltsamen Kanonenfeuer aus allen seinen Batterien auf die attackierte Seite, die Jäger und Freibataillone in großer Menge an den Graben anrücken und den Wall beschießen. Im


  1. G. XXXII. 111 und G. XXXII. 78 Bl. 142b.
  2. Drittes Schreiben eines Freundes an seinen Freund S. nach Prag von Dreßdens traurigem Schicksale. 1760.
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Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/164&oldid=- (Version vom 10.9.2023)