Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/163

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und Mauern, sondern nur auf die Häuser der Stadt geschossen,[1] doch ist das Feuer noch immer glücklich verhindert worden; nur das Waisenhaus,[2] auf dessen oberste Teile, wie hinter die Mauern gegenüber der Feind sich gestellt hatte, und die Waisenhauskirche gerieten dadurch in vollen Brand, daß von der Festung aus, – in der Absicht, den Feind aus jener Gegend zu vertreiben – Feuerkugeln in die dasigen Häuser geworfen worden waren, und wurden beide Gebäude vom Feuer gänzlich ruiniert.[3]

Auch am folgenden Tage, Freitag, den 18. Juli wurde die Stadt durch Einwerfen feuriger Kugeln beängstigt, jedoch bis dahin nur aus Haubitzen; auch war heute das Feuer aus der Festung viel stärker, als das der Belagerer. In der Pirnaischen Vorstadt wurden viele Häuser teils von den Preußen, teils, weil die preußischen Feldjäger aus denselben auf den Wall schossen, von der Garnison in die Asche gelegt oder doch sehr beschädigt.[4] Am Sonnabend, 19. Juli, nachdem am Abend zuvor die Daunsche Armee bei Schönfeld, 2 Stunden von Dresden, zum Entsatze der Stadt (wie man hier wenigstens mit Bestimmtheit erwartet hatte) angelangt war, wurde die Stadt mit einem


  1. Ausführliche Relation, was etc. bei der Belagerung und Bombardirung der K. Residenzstadt Dreßden vom 9. bis 30. Juli 1760 vorgefallen, und „Anmerkungen über das Berliner Zeitungsblatt Nr. 91,“ 1760, in Histor. Dresd. 178 der Dresdener Stadtbibliothek.
  2. G. XXXII. 89.
  3. Anmerkung. Bereits am Vormittag des 14. Juli, nachdem das sonst sogenannte Moritzsche Regiment das Waisenhaus und die Waisenhauskirche besetzt hatte, worauf die Besatzung von der Festung beide Gebäude heftig beschoß, waren, zu Rettung ihres Lebens, die Waisenlehrer mit den Waisenkindern zunächst in das preußische Hauptquartier auf der Grünen Wiese bei Gruna und von da am nämlichen Tage nach Mockritz geflüchtet. Dort blieben sie 12 Tage; am 26. Juli, weil alle Flüchtigen aus den Dresdner Vorstädten auf Befehl des Königs von Preußen sich von besagtem Dorfe wegwenden mußten, begaben sie sich auf den Hof in Potschappel, kehrten endlich nach weiteren 7 Tagen, am 2. August, nach Dresden zurück und zogen in das durch Geschosse sehr beschädigte Hintergebäude des zu einem Aschen- und Steinhaufen gemachten Waisenhauses „mit großer Traurigkeit, ohne Brod, ohne Betten und in zerissenen Kleidern“, ein. [G. XXXII. 89.]
  4. G. XXXII. 78 Bl. 142b.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/163&oldid=- (Version vom 10.9.2023)