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Erlaubnis des Kommandanten von abends 8 Uhr an der Glocken- und Seigerschlag abermals suspendiert, indem man sich besorgte, daß sonst der Turm kanoniert werden möchte.[1] In der Nacht fertigten die Preußen, welche von den Wällen heftig beschossen wurden, einige Batterien bei dem großen und dem Findeisenschen, sonst Zinzendorfschen Garten vor der Pirnaischen Vorstadt und beschossen am Montag, 14. Juli, von früh 6 Uhr an die Stadt aus zwölfpfündigen Kanonen und Haubitzen mit Granaten von 30, 40 und mehr Pfunden, von welchen diesen Vormittag einige in das königl. Schloß, das Amthaus, in die Kreuzkirche und an die Frauenkirche, 3 in das Rathaus und verschiedene in Privathäuser schlugen, während die feindlichen Jäger und Freibataillone, welche die Häuser und abgebrannten Gemäuer von der Elbe bis zum Seethor in der Pirnaischen Vorstadt besetzt hatten, unaufhörlich aus kleinem Gewehr den Wall beschossen. Zwar kamen einige Häuser in Brand, doch wurde das Feuer sogleich wieder gelöscht. Nachmittags 1 Uhr wurde von der Besatzung das Brennholz, welches an der Elbe, unweit der Jungferbastei stand, in Brand gesteckt, um dadurch zu verhindern, daß die Preußen dasselbe etwa zu Ausfüllung des Stadtgrabens verwenden könnten. Zum Unglück ergriff dabei das Feuer die in der Nähe stehenden Häuser und legte sie in Asche. Gegen Mitternacht versuchte der Feind am Stadtgraben zwischen dem Pirnaischen und Seethore unter einem außerordentlichen Feuer von großem und kleinem Geschütze Sturm zu laufen, ward aber von der Besatzung mit großem Verluste tapfer zurückgewiesen.[2]

Am Dienstag, 15. Juli, fuhren die Preußen den ganzen Tag über fort, Haubitz-Granaten und Bomben in die Stadt einzuwerfen, errichteten auch noch mehrere Batterien, von denen jedoch einige durch die Kanonen aus der Stadt wieder demontiert wurden. Zu gleicher Zeit fing der Feind auch an, die Neustadt aus einer in der Nacht bei den Scheunenhöfen verfertigten Batterie mit 10 zwölfpfündigen Kanonen zu beschießen, jedoch ohne besonderen Schaden anzurichten. Diese


  1. G. XXXII. 78 Bl. 141.
  2. G. XXXII. 111 und G. XXXII. 78 Bl. 141a.b.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/161&oldid=- (Version vom 8.9.2023)