Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/128

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

den Unterstuben der am Seethore herumliegenden Häuser kampieren.  Abends trafen die Prinzen Clemens und Albert von Prag hier wieder ein. Die Nacht über kamen über 200 preußische Deserteure hier an, welche sich sogleich sächsische Feldzeichen auf die Hüte machten.[1]

9. September. Nachmittags erhielt man die Nachricht, daß der König von Preußen sich mit seinem Armeekorps hiesiger Stadt nähern wolle und schon bei Lübben stehe, worüber alles in Allarm geriet: die Kroaten, welche vor dem schwarzen Thore kampierten, brachen ihr Lager ab und zogen sich in den Wald; die Garnison mußte die vielen, vor dem schwarzen Thore in Vorrat liegenden Faschinen hereinschaffen, starke Piquets wurden vor das genannte Thor bis an die Elbe ausgestellt, die Schiffbrücke der Reichstruppen wurde vor dem Pirnaischen Thore in die Elbe gelassen, und in wenigen Stunden wurden mehr als 12 Kouriere nach der Daunschen Armee, sowie nach Prag und Pirna abgeschickt.[2]

Am 10. September wurden 400 Schanzgräber nach Neustadt verlangt und von den Stadtfourieren mit Hilfe von Kommandos der kaiserl. Miliz aufgeboten.[3] – Gegen Abend ließ der kaiserl. königl. General und dermalige Kommandant von Kleist dem Rate eröffnen, er solle den Einwohnern bekannt machen lassen, daß sie wegen einer neuen Belagerung oder sonstigen Gefahr ohne die geringste Sorge und Furcht leben und von hier nicht ferner wegflüchten sollten, bei Strafe der Konfiskation der Güter. Auch befahl er dem Rate, das Röhrwasser, welches durch den von den Preußen abgebrannten Kanal von der Stadt abgeschnitten worden, sofort in vorigen Stand zu setzen.[4]

Am 11. September wurde die vorerwähnte Eröffnung der Bürgerschaft durch die Stadtfouriere bekannt gemacht. – Da keine Wagen und Pferde mehr bei der Stadt zu haben waren, so wurde heute Nachmittag eine Leiche bei dem Rathause


  1. G. XXXII. 126c. Bl. 18.
  2. Diarium von der Belagerung der Kön. und Churf. Sächs. Residenzstadt Dreßden etc.
  3. G. XXXII. 126c. Bl. 21 flg.
  4. G. XXXII. 102 Bl. 16 flg.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/128&oldid=- (Version vom 10.9.2023)