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sie die Aufforderung angehört hatten, auseinander gegangen mit den Worten: „Der Rat gäbe ihnen kein Brot.“[1]

Am 7. September mußten auf Befehl des kaiserl. Gen.-Feld-Zgm. Graf von Maquire von früh 9 bis 12 Uhr alle Pferde sowohl in der Stadt als den Vorstädten, und zwar keine, als die königlichen ausgenommen, vom Ratswachtmeister mit dem dazu beorderten Offizier, 14 Gemeinen und einigen Ratswächtern den Eigentümern weggenommen und – ohne Sattel und Zeug – an der Brücke abgeliefert werden. In der Vorstadt waren nicht mehr als 5 Pferde angetroffen und sodann abgeliefert worden. – Viele Sachen von der preußischen Feldequipage hat man auf die Effekten der preußischen Minister und des Kommandanten auf Schiffe geladen, um solche mit fort und nach Magdeburg zu bringen. Die schweren österreichischen Geschütze sind auf die Neustädter Wälle gepflanzt worden; von der preußischen Garnison desertierten sehr viele.[2]

Am 8. September ward denjenigen Miniers (1 Miniermeister, 1 Korporal und 15 Miniers), welche die Öffnung unter der Elbbrücke wieder zugemauert, aus der Kämmerei ein Douceur von 6 Thalern ausgezahlt.[3] – Nachmittags gegen 4 Uhr geschah endlich der Anfang zum Aufbruche der auf dem Markte aufgestellt gewesenen Bagagewagen von der preußischen Garnison. 19 Minuten vor 5 Uhr wurde der General-Abmarsch geschlagen, worauf sich alles in Bewegung setzte und den Abmarsch über die Elbbrücke in Neustadt durch die Allee zum schwarzen Thore hinaus nach den Trachenbergen zu – unter dem Kommandanten Graf von Schmettau, mit allen militärischen Ehren, fliegenden Fahnen und klingendem Spiele, nebst Regimentsstücken, Munitions- und Equipagewagen, antrat. – Auf der Elbe gingen 18 beladene Schiffe fort, und abends ½8 Uhr war der preußische Ausmarsch beendet.[4] Darauf rückte


  1. G. XXXII. 126c. Bl. 7 flg.
  2. G. XXXII. 126c. Bl. 12 flg.
  3. G. XXXII. 126c.
  4. Anmerkung. Die hier von selbst sich aufdrängende Frage nach der Höhe der der Stadtkommun Dresden (Altstadt, Neustadt und Vorstadt) durch die preußische Okkupation von Zeit des Einmarsches an bis zum Ausmarsche, also vom 9. September 1756 bis und mit dem 8. September 1759, verursachten Schäden und des sonst erwachsenen Aufwandes findet ihre Beantwortung in der vom Rate bei der Meißnischen Kreisdeputation am 27. Februar 1760 und bez. am 13. August 1761 eingereichten Generaltabelle und bez. Nachtragstabelle über gedachte Schäden samt Einquartierungsaufwand. Darnach sind nämlich baar aufgewendet worden, beziehentlich an Schäden erwachsen: 8,987 Thaler 8 Gr. 11 Pf. für Portionen und 5,659 Thaler 22 Gr. 2 Pf. für Rationen auf die ersten Tage im September 1756; 331,767 Thaler 22 Gr. 5 Pf. für Einbuße an Quartier und Stallung, 210,533 Thaler 13 Gr. 4 Pf. für Sauer und Süß, auch Essen an Sonn- und Feiertagen, 70,050 Thaler 13 Gr. 7 Pf. für Licht und Öl, 253,471 Thaler 21 Gr. 5 Pf. an wirklich verausgabten Kosten für Brennholz, 514,402 Thaler 10 Gr. 5 Pf. für Aufwartung, Bettzins und zu Schaden gegangenen Hausrat, 14,058 Thaler 22 Gr. 3 Pf. für geleistete Fuhren und eingebüßtes Schiff und Geschirr, 162,739 Thaler 16 Gr. 2 Pf. (excl. der auf die extraordinäre Kontribution des Gen.- Major von Finck abgezahlten 72,260 Thaler) an der vom Rate ausgeschriebenen Geldanlage, 21,214 Thaler 21 Gr. 10 Pf. an Kommunhäuser-Einbuße, 162,084 Thaler 19 Gr. 4 Pf. an Aufwand der Kommun bei Haupt- und Thorwachten, Lazarettverpflegung, Verschanzungen und anderen Anstalten und endlich 1,260,633 Thaler 3 Gr. 11 Pf. an Mo- und Immobiliar-Brandschäden, zusammen also 3,083,219 Thaler 16 Gr. 3 Pf. [G. XXXII. 75 Bl. 44, 45, 93, 94.] – Und was die weiter hier aufzuwerfende Frage nach der Anzahl der während des erwähnten dreijährigen Zeitraumes für die preußische Armee von hiesiger Stadt gestellten Mannschaften anlangt, so sind abgeliefert worden: 129 Mann bei den ersten beiden Rekrutierungen ao. 1756 und 1757, 114 Mann ao. 1758 und 8 Mann ao. 1759, zusammen mithin 251 Mann, einschließlich 59 Mann, welche mit 910 Thalern von Offizieren erkauft und sodann in natura gestellt worden. Zu jenen 251 Mann kommen aber noch 135 preußischerseits selbst am 15. März 1757 gewaltsam hierselbst angeworbene Mannschaften (exclusive derjenigen, welche die Garnisonregimenter, insbesondere der Fürst Moritz von Dessau, am genannten Tage ebenfalls gewaltsam angeworben, deren Anzahl aber nicht bekannt geworden), so daß mithin nach Abzug der von Offizieren erkauften 59 Mann von der Gesamtsumme der 386 gestellten und bez. gewaltsam angeworbenen Mannschaft von der Stadt Dresden überhaupt 327 Mann Stadtkinder in königl. preußischen Kriegsdienst haben eintreten müssen – exclusive, wie schon erwähnt, der unbekannten Zahl gewaltsam Angeworbener. [G. XXXII. 100.]
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/126&oldid=- (Version vom 10.9.2023)