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einpassieren kann.[1] – Nachmittags fragte der Stadtmusikus Schnaucke beim Rate an, ob er nicht die Kanonen auf dem Kreuzturme, welche die Fronte heraus durch die Schießlöcher kehrten, zurückziehen lassen dürfe, damit sie den Offizieren, die immer ab- und zugingen, aus den Augen kämen; er müsse aber ein paar Arbeiter dazu haben. Darauf wurde resolviert, daß morgen früh um 5 Uhr zwei Arbeiter dazu parat sein sollten.[2] – Der Gouverneur[WS 1] ließ durch den Leutnant von Groß dem Rate anbefehlen, die von den hiesigen Fleischern gestern abgelieferten 4420 Pfund Fleisch an dieselben zu bezahlen. Auf Ergegnen und Bitten, daß doch der Herr Gouverneur eine Assignation, woher es bezahlt werden solle, erteilen möchte, gab der genannte Leutnant zur Antwort: „Der Rat müsse es bezahlen und wenn sie eine schriftliche Assignation haben wollten, so solle der Bürgermeister zu dem Herrn Gouverneur hinkommen, es würde derselbe ihn zur Treppe hinunterschmeißen.“[3]

Am 25. August mußten abends 10 Uhr 24 Mann Zimmerleute mit Äxten an die katholische Kirche gestellt werden, die, als zu Mitternacht die Artilleristen und Pionniere nach Neustadt kommandiert wurden, mit hinüber auf die Wälle mußten, woselbst die Räder von den weniger brauchbaren Kanonen abgeschlagen, letztere vernagelt, die Laffeten aber abgenommen und die Bettungen destruiert wurden. Die brauchbaren Kanonen dagegen wurden mit allem in Neustadt noch vorhandenen Munitionsvorrate abgeführt.[4]

Am 26. August ließ der Kurprinz durch den Oberschenk von Bose dem Rate anbefehlen, es solle den Bürgern in Neustadt angedeutet werden, daß, sobald die königl. preußische Garnison sich von da herüber in die Residenz gezogen haben würde, – was um 12 Uhr auch wirklich erfolgte – sie die Thore besetzen, die königl. Gebäude in Obacht nehmen, auf das Feuer wohl Acht haben, sonst aber sich in nichts melieren sollten. Dem regierenden Stadtrichter Hilbert ward dies sofort zur


  1. Diarium von der Belagerung der Kön. u. Churf. Sächs. Residenzstadt Dreßden etc.
  2. G. XXXII. 107 Bl. 21b.
  3. G. XXXII. 104 Bl. 4 flg.
  4. G. XXXII. 107 Bl. 23a.b. und G. XXXII. 104 Bl. 6a.b.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Gouverneuer
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/118&oldid=- (Version vom 8.9.2023)