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ein jeder, sobald es dunkel würde, sich innerhalb der Behausung halten. Diese Ordre wurde durch schriftliche Patente in der Stadt von den Viertelsmeistern, in den 9 vorstädtischen Gemeinden aber von den Gerichten bekannt gemacht.[1]

Am 22. August streiften österreichische Husaren einzeln bis an den Wall heran. Die Thore wurden daher gesperrt, und bis gegen Abend durfte Niemand weder ein- noch auspassieren. Alle hier aufhältlichen sächsischen Offiziere sind aufgesucht und nach der Hauptwache in Sicherheit gebracht, auch alle österreichischen kriegsgefangenen Offiziere in ein Haus zusammengebracht und bewacht worden. Aus Neustadt hat man 2 Bataillone, die daselbst in Quartier standen, in die Residenz gezogen, auch sind alle Kanonen von Neustadt herein geschafft und alle Munition, Stroh, Heu und Getreide Tag und Nacht herübergebracht worden.[2]

Am 23. August mußten die hiesigen Fleischer auf des Gouverneurs Grafen von Schmettau Befehl, „gegen welchen keine Vorstellung helfe“. 4420 Pfund Fleisch für die Miliz liefern, weil dieselbe sehr strapaziert werde, – nachmittags 3 Uhr aber 12 Steinmetzen an die Elbbrücke bei der katholischen Kirche gestellt werden, welche am 2. Pfeiler im Bogen Löcher einhauen sollten, um die Brücke nötigen Falls sprengen zu können. – Auf die hierauf vom Rate bei ihm eingereichte Vorstellung gegen die beabsichtigte Minierung der Elbbrücke ließ der Gouverneur unter Zurückgabe der Vorstellung aufs Rathaus melden: „Das wäre nichts, es müßte reine heraus, sonst wolle er den Bürgermeister bei den Ohren kriegen.“[3] – Jedermann glaubte, es würden die Osterreicher diese Nacht einen Angriff thun, doch blieb alles ruhig.

24. August. Die Österreicher haben über Neustadt alle Straßen und Wege besetzt, so daß dort Niemand mehr aus- und


  1. G. XXXII. 106 Bl. 50, 51 und G. XXXII. 107 Bl. 15.
  2. Diarium von der Belagerung der Kön. u. Churf. Sächs. Residenzstadt Dreßden, auch darauf erfolgten Capitulation und Uebergabe vom 22. August bis zum 9. September 1759.
  3. G. XXXII. 106 Bl. 73 und G. XXXII. 107 Bl. 17b bis 19, sowie G. XXXII. 104 Bl. 4, 5.
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Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/117&oldid=- (Version vom 6.9.2023)