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zu, in der 11. Stunde jedoch marschierte die sämtliche, in dieses Thor kommandiert gewesene Miliz wieder zurück, auch kamen gegen 11 Uhr die in die Vorstadt kommandiert gewesenen circa 60 Mann Dragoner, zuletzt auch der Gouverneur ohne Bedeckung wieder zurück.[1] – Letzterer eröffnete sodann den zu ihm beschiedenen beiden Bürgermeistern Bormann und Freyberg, sowie dem Stadtschreiber Langbein: es scheine, daß der Feind an hiesige Stadt wieder anrücken wolle; er sehe sich also gemüßigt, ihnen bekannt zu machen, daß, wenn letzteres geschehe, er die Vorstädte wegbrennen werde; er thue, was ihm befohlen sei, er werde solches aber nicht eher thun, als wenn sie stark anrückten, vor 100 Mann fürchte er sich nicht. Die Bürgerschaft möge also ihr Hab und Gut retten, sie solle sich aber ruhig in ihren Häusern verhalten, ein jeder müsse in seinem Hause bleiben, derjenige, der Unruhe machen werde, dessen Haus lasse er plündern, und – setzte er hinzu – „Ihr könnt auch bleiben, wo Ihr seid.“ – Auf bewegliches Bitten von seiten der Ratsdeputierten, der Stadt und der Vorstädte zu schonen, entgegnete er nur: „Wenn es geschieht, kann ich Euch nicht helfen“.[2] – Nachmittags machte der Rat sämtlichen auf das Rathaus beschiedenen vorstädtischen Gerichten diese neuere Eröffnung des Gouverneurs wegen eventueller Anzündung der Vorstädte bekannt mit der Bedeutung, dies sofort nach ihrer Rückkunft den Einwohnern in der Vorstadt unter entsprechender Ermahnung und Verwarnung bekannt zu geben. Auch den sämtlichen Viertelsmeistern der Stadt geschah hiervon allenthalben Eröffnung mit der Veranlassung, solches den Einwohnern in den vier Stadtvierteln von Haus zu Haus anzusagen und sie zu ermahnen, sich darnach zu achten. – Diese Vorkommnisse und der Umstand, daß der Gouverneur, als er diesen Vormittag in der Vorstadt herumgeritten war, auf der Langengasse sich sollte haben verlauten lassen: „es bleibe keine Hütte stehen,“ brachten die dasigen Einwohner in die größte Bestürzung, so daß sie, nach Meldung des Johanneskirchners Kröber, das


  1. G. XXXII. 107 Bl. 5 bis 9b und G. XXXII. 106 Bl. 1 bis 4 und 18 bis 19b.
  2. G. XXXII. 106 Bl. 5 bis 6.
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Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/115&oldid=- (Version vom 6.9.2023)