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frühesten Morgenstunden an auf ihre Häuser von der preußischen Miliz feuerfangende Gegenstände gebracht und diese von dazu gestellten, mit Licht und Feuerzeug versehenen Soldaten bewacht wurden. Sehr viele Leute retirierten auf den böhmischen Kirchhof, wo sie teils im Freien, teils unter den Schwibbögen kampierten und dort ihre Hantierung verrichteten, wie denn Goldschmiede, Schneider und Nähtermädel selbst in den Totengrüften arbeiteten. Eine kranke Ratswächters-Ehefrau Wolfin flüchtete sogar im Bette in eine Gruft unter einen Schwibbogen, „was Alles ohne Mitleiden und Erbarmen nicht anzusehen war“.[1] – Erst am 26. Mai wurden die feuerfangenden Sachen von den Häusern der Vorstädte wieder abgenommen und nach der Stadt gebracht.[2]

Am 7. Juni ward die hiesige Bürgerschaft auf das Rathaus gefordert und in Gemäßheit eines aus der Landesregierung erflossenen Patentes vom 7. April a. c. ernstlich erinnert, die Reste wegen des Aversionalquantums, welches die Stände der kursächsischen Lande vermöge der mit dem preußischen General-Feldkriegsdirektorium auf das 1759. Jahr abgeschlossenen Konvention bewilligt, zu Vermeidung der bei längerer Verzögerung unfehlbar angedrohten preußischen militärischen Exekution unverweilt abzuführen.[3]

Am 25. Juli ließ der Generalleutnant und Gouverneur Graf von Schmettau nachmittags in einige Häuser der Gerber-, Borngassen-, Halbe Gassen- und Rampeschen Gemeinde, sowie in 7 Amtshäuser an der Contrescarpe abermals feuerfangende Materialien, und zwar in noch größerer Menge als früher, legen.[4] Hierüber meldete am 27. Juli auf Befehl genannten Gouverneurs der Hauptmann von Collas dem Senate, daß ersterer sich genötigt gesehen habe, die feuerfangenden Sachen wieder in die Häuser der Vorstadt zu legen. Er lasse versichern, daß dies nicht ohne sein Mitleiden selbst geschehen sei, es würde auch die Anzündung nur dann erfolgen, wenn der Herr General


  1. G. XXXII. 101 Bl. 33 flg. 36a.b.
  2. G. XXXII. 101 Bl. 43.
  3. Dreßdn. Merkw. des 1759. Jahres, S. 42, 43.
  4. G. XXXII. 101 Bl. 67 bis 71.
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Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/113&oldid=- (Version vom 6.9.2023)