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bereits waren die sämtlichen Vorstädte auf das erschrecklichste eingeäschert: die Fischer-, Rampische und Pirnaische Gemeinde bis auf wenige Häuser, desgleichen verschiedene Häuser auf Hinterseeischer und Poppitzer Gemeinde, sowie die meisten Häuser auf der Contrescarpe. Von letzteren brannten noch etliche abends um 6 Uhr, der Brand in den Vorstädten aber währte bis zum andern Morgen. Auch waren vor dem Pirnaischen und dem Seethore die Accishäuser und „Corps des Gardes“, sowie die Brücke vor dem Pirnaischen Thore abgebrannt, die Brücke vor dem Seethore aber war bereits vorher abgetragen worden.[1] – Die Mehrzahl der abgebrannten Hauswirte und Mietleute hatte überhaupt nur etwas Betten, Kleidung und Wäsche oder Handwerkszeug, sehr viele aber hatten gar nichts gerettet[2]; durch den Brand verunglückt endlich waren im Ganzen 42 Personen: nämlich 4 Personen (eine Lehrerswitwe, ein Zeitungsausrufer und 2 Nähterinnen, Mutter und Tochter) gänzlich verbrannt, 1 ledige Tagarbeiterin, welche vor einem Hause auf der Freiberger Straße Feuerlärm geschrieen, war von einem Soldaten in das Rückgrat geschossen worden und sofort tot verblieben, und 37 Personen meist durch das in ihren Häusern angelegte Feuer, teils durch Flinten-, Kanonen- und Feuerkugeln, teils auch durch Kolbenstöße der Miliz beschädigt worden.[3]

Am 12. November schien es, als ob die Österreicher in den Vorstädten, soweit letztere das Feuer nicht ganz verzehrt hatte, Posten fassen wollten, daher man abermals mit Feuerkugeln, Bomben und Granaten darauf feuerte, und da die ganze österreichische Armee gegen Mittag „mit sachten Schritten“ in Schlachtordnung der Stadt sich näherte, so hatte man alle Ursache zu glauben, daß sie einen Sturm wagen würde. Es wurden daher alle Gegenmaßregeln getroffen: es mußten 500 Kürassiere in die Stadt rücken, auch wurde einiges schwere Geschütz hereingebracht; doch zog die österreichische Armee, nachdem sie sich einige Stunden lang in Schlachtordnung gezeigt hatte, sich wieder


  1. G. XXXII. 78 Bl. 5 flg. und G. XXXII. 125y.
  2. G. XXXII. 126f.
  3. G. XXXII. 126o.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/109&oldid=- (Version vom 26.8.2023)