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Feldmarschall Daun dahin bringen könnte, daß er sein Ehrenwort von sich gebe, die Stadt von dieser Seite nicht anzugreifen, so wäre auch er bereit, das seinige dahin von sich zu stellen, daß er die Vorstädte nicht anrühren wolle. Der Hof ließ aber darauf erwidern, daß ihm in diesem Stücke die Hände gar zu sehr gebunden wären.[1]

Am 9. November ließ der Generalleutnant Graf von Schmettau durch eine Ordonnanz die Bürgermeister und den sämtlichen Rat auf Mittag 12 Uhr zu sich entbieten. Als nun der Senat in corpore bei ihm sich eingestellt hatte, bediente er sich gegen denselben folgender Reden: „Sie würden wissen, daß der Feind anrückte. Da er nun von seinem Könige Ordre habe, sich bis auf den letzten Blutstropfen zu verteidigen, so habe er zwar genugsame Mannschaft in die neu gefertigten Redouten gelegt, dabei aber befohlen, daß, wenn sie zu weichen genötigt würde, sie die Häuser anzünden solle. Es thue ihm leid, daß er solches thun müsse, und möge der Rat sich dieserhalb an seine Herrschaft wenden, die den Feind hereingelockt habe.“ Als darauf Vorstellung geschah, daß die Stadt nicht des Rats, sondern eines großen Königs und Kurfürsten des Reichs Residenz wäre, fiel er sogleich in die Rede: „Und wenn sie des Kaisers wäre, so geschehe es,“ und hieß den Rat fortgehen mit dem

Worte: „Marsch!“, nahm keine weitere Remonstration an, wiederholte nur, „er habe expresse Ordre vom König, müsse sich defendieren, und wenn die ganze Stadt draufgehen sollte,“ wies mit der Hand auf die Thüre und sagte: „Ich höre weiter nichts, Marsch, Marsch!“ – Daraufhin ließ der Rat die Gerichte aus den vorstädtischen Gemeinden aufs Rathaus bestellen, machte denselben bekannt, daß die Vorstädte in der größten Feuersgefahr schwebten, und bedeutete sie, sofort durch die Heimbürgen von Haus zu Haus ansagen zu lassen, daß sowohl die Wirte, als die Hausgenossen Tags und Nachts wachsam sein, ihr Feuergeräte in Bereitschaft halten und bei erfolgender Entzündung einander möglichst beistehen sollten, zumal man aus der Stadt ihnen nicht würde zu Hilfe kommen können.[2] – Nachmittags


  1. Tageregister etc.
  2. G. XXXII. 78 Bl. 1 bis 3.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/107&oldid=- (Version vom 26.8.2023)