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Kommissionsaktuar Vogel am gestrigen Nachmittage hatte berichten lassen, früh in der 9. Stunde nur die Weisung erhalten hatte: „Das hochgedachte Kollegium versehe sich zum Magistrate, daß derselbe sich hierbei so verhalten würde, wie er sich führohin gegen Ihro königl. Majestät in Polen und kurfl. Durchlaucht zu Sachsen zu justifizieren im stande sein könnte,“ – so beschloß der Rat einstimmig, der vor Augen schwebenden angedrohten Gefahr und Gewalt zu weichen und zu Leistung des vorgeschriebenen Eides, jedoch mit ausdrücklichem Vorbehalte der allerunterthänigsten Treue und Devotion gegen seinen angeborenen Landesherrn, als welche alle Zeit im Herzen verbleiben solle, sich zu bequemen. Der Rat ließ dies dem Generalmajor von Finck melden, wiederholte, als letzterer um 10 Uhr auf dem Rathause erschien, diese Erklärung nebst Vorbehalt durch den Syndikus Dr. Schröer selbst, und es leisteten sodann und nach des Generalmajors Erwiderung, daß von der Devotion gegen ihren Landesherrn abzuweichen ihnen nicht angemutet würde, alle anwesenden Ratsmitglieder den verlangten Eid[1] „nicht ohne große Gemütsbewegung“ ab.[2] – Sogleich darauf ward vom Rathaus die Wache wieder abgeführt. – Noch wurden heute ebenso wie am 17. Februar je 10,000 Thaler auf ferneren Abschlag der Kontribution an die preußische Haupt-Magazin-Kassa gegen Quittung bezahlt.[3] – In sämtliche Häuser der Stadt ließ der Rat gedruckte Zettel verteilen, durch welche auf Verordnung des Generalmajors und Kommandanten von Finck alle diejenigen, welche zu der ausgeschriebenen Kontribution der 500,000 Thaler ihr Kontingent noch nicht entrichtet,


  1. Dieser Eid lautete: „Ich gelobe bei dem allmächtigen Gott und seinem heiligen Evangelio, dem Allerdurchlauchtigsten Großmächtigsten König von Preußen, Friedrich II., treu und gehorsam zu sein und Alles was Ihro Königlichen Majestät hohes Interesse betrifft, mit äußerstem Vermögen zu befördern, die Vervortheilung und einige Untreue gegen Dieselben, sobald es mir bekannt, nicht allein zeitig anzugeben, sondern auch auf alle Weise zu trachten, solches abzuwenden und mich in Allem so auf zuführen, wie ich ebenermaßen angelobt habe und wie ich es vor Gott und seinem strengen Gericht verantworten kann, so wahr mir Gott an Leib und Seele helfe!“
  2. G. XXXII. 65 und 67.
  3. G. XXXII. 109 Bl. 71 flg
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Alfred Heinze: Dresden im siebenjährigen Kriege. i. A. des Dresdner Geschichtsvereins bei Carl Tittmann, Dresden 1885, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft05-06VereinGeschichteDresden1885.pdf/100&oldid=- (Version vom 25.8.2023)