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Zahl der an der Kreuzschule vorgekommenen Beispiele eine Auswahl besonders bezeichnender Stücke auf S. 10–13 meiner früheren Abhandlung gegeben ist – hat Gelenius auch weiter noch gepflegt, zur Einstudierung wirklicher Dramen scheint es nicht mehr gekommen zu sein. Seit dem Antritt seines Nachfolgers Chr. Schöttgen († 1751) legen auch die Redeaktus das dramatische Wesen ab und bewahren – übrigens noch auf lange Zeit hinaus und selbst bis in unser Jahrhundert – eine Erinnerung an den früheren Zustand nur insofern, als sehr gewöhnlich sämtlichen Reden ein gemeinsamer Gedanke oder Begriff zu Grunde liegt, der nach verschiedenen Richtungen hin beleuchtet wird. Auch Christoph Kretzschmar, der auf Schöttgen folgte († 1764), hat daran nichts geändert, geschweige denn das Drama selbst wieder in Gang zu bringen versucht, obschon er ihm zweifellos sympathisch gegenüberstand. Denn als er, der die Kreuzschule besucht und als Regens alumnorum längere Zeit an ihr gewirkt hatte, demnächst das Rektorat der Schule zu Alt-Dresden bekleidete (1733–41), veranstaltete er daselbst, entsprechend den in der Jugend unter Gelenius empfangenen Eindrücken, am 12. und 13. Mai 1734 mit seinen Schülern eine dramatische Aufführung[1], welche aber auch, so viel wir wissen, zugleich die einzige an jener Schule und die letzte in Dresden überhaupt stattgefundene gewesen ist.

Einer besonderen Untersuchung bedarf noch – um auch diesen Zug hier zu erwähnen, obschon er mit der Geschichte der Schulkomödie an sich gar keine Berührung hat – die älteren Mitlebenden noch wohl erinnerliche Mitwirkung der Alumnen der Kreuzschule im Chor der Hofoper[2]. Immerhin bemerkenswert ist und möge


  1. Das Einladungsprogramm besitzt die K. öffentl. Bibliothek hier. Bezug darauf nimmt A. Hantzsch, Geschichte der Neustädter Realschule in Dresden (2. Heft dieser Mitteilungen, 1875), S. 28 f. Die ebendaselbst erwähnte „doppelte dramatische Übung" aus dem J. 1732 dürfte nur ein actus oratoriodramaticus gewesen sein.
  2. Als Analogie dazu sei nach Heilands bekanntem Programm über die dramatischen Aufführungen am Gymnasium zu Weimar (Weimar 1858, S. 18 f.) die durch keinen Geringeren, als Goethe selbst, seit 1791 veranlaßte Verwendung von Gymnasiasten und Seminaristen für die dortige Hofbühne, welche Herder zu ernsten Beschwerden veranlaßte und erst 1818 wieder abgestellt ward, angeführt.