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dem Rokoko sich nähernde Auffassung, leichte und graziöse Detaillierung.

Hasche verwahrt sich dagegen, daß le Plat die katholische Kirche erbaut haben solle. Sehr mit Unrecht, denn es ist hier selbstverständlich nicht der erst 1738 begonnene Prachtbau, die gegenwärtige katholische Hofkirche, gemeint, sondern die ältere, später zum Hauptstaatsarchiv umgeänderte. Und im Innern dieses Gebäudes, in der noch erhaltenen Emporenanlage, erkennt man auch nach dem zu Anfang unseres Jahrhunderts vorgenommenen Umbau das Werk des französischen Künstlers.

Dagegen hören wir wieder über Karger, daß er der Erbauer des Koselischen Palais gewesen sei. Unter diesem Namen konnte 1711 nicht der jetzt so benannte Bau hinter der Frauenkirche, sondern allein das Taschenbergpalais, und zwar der mittlere Trakt desselben, gemeint sein, der in vielen Details unmittelbar an das Palais im Großen Garten anklingt. Aus einem in der Königl. öffentlichen Bibliothek zu Dresden befindlichen Band von Originalentwürfen geht hervor, daß auch Pöppelmann an diesem Bau gearbeitet und namentlich Entwürfe zu großartigen Treppenanlagen gefertigt hat. Einzelne Teile, wie z. B. das Portal, dürften sogar in ihrer freieren und lebendigeren Gestaltung dem Meister des Zwingerbaues zuzuweisen sein. Die originelle Verwendung von Blumen und Fruchtgewinden in der Fassade läßt aber Karger, den einstmaligen Gärtner, nicht undeutlich erkennen.

Michael Plancke endlich, der bereits 1703 starb, erbaute das Haus Webergasse 39, dessen frühere interessante Gestaltung aus einem der Bilder Canalettos noch ersichtlich ist.

Wie wir bereits sagten, benutzte Hasche die Marpergerschen Notizen, ja in den meisten Fällen war dieser Schriftsteller seine einzige Quelle, ob er gleich von ihr sagt, daß sie mehr verspreche als leiste. Der Unterschied zwischen beiden Autoren ist aber der, daß der ältere für seine Angaben ungleich mehr Vertrauen verdient, als wir bisher Hasches Nachrichten entgegenzubringen geneigt waren, denn er schöpfte aus unmittelbarer Anschauung und aus dem noch lebendigen Gedächtnis seiner Gewährsleute, was bei dem 73 Jahre später arbeitenden Dresdner Chronisten nicht mehr der Fall sein konnte.