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desselben Monats die Reichsarmee. Da sich das am 29. August aufgeschlagene Lager der letzteren von Gorbitz bis Plauen ausdehnte, so nahm der Höchstcommandirende, der Prinz von Zweibrücken, sein Quartier in dem erstgenannten Dorfe, der Prinz von Durlach dagegen das seine auf Reisewitz[1]. Nachdem die bei Plauen stehenden österreichischen Vorposten und die bei der Papiermühle aufgestellten starken preußischen Piquets sich schon seit mehreren Tagen gegenseitig beschossen hatten, erfolgte am Morgen des 30. August durch Croaten ein ernstlicherer Angriff auf den beim Ostraschlage befindlichen Feind, worauf Schmettau seine Truppen aus den Vorstädten zurückzog und 85 Häuser der Wilsdruffer Vorstadt zum Theil niederbrennen, zum Theil mit Kanonen einschießen ließ[2]. Die armen Bewohner Dresdens, welche dadurch um ihr Obdach gekommen, oder darauf bedacht waren, bei dem fortgesetzten Kanoniren wenigstens das Leben zu retten, suchten theilweise auf den benachbarten Dörfern, auch in Plauen, ein Unterkommen. Unter den hierher geflüchteten Personen befand sich auch die verwittwete Frau Kammer-Registrator Willius, die einem eigenthümlichen Unfall erlag. Als sie am Abend eines der ersten Septembertage vor dem Schlafengehen mit aufgehobenen Händen den 3. Vers des Liedes 861 betete, kam plötzlich eine Kanonenkugel durchs Fenster und verletzte ihre beiden Ellenbogen dergestalt, daß sie den 10. October in ihrer Zufluchtsstätte auf der Walkmühle, wohin man sie gebracht, in Folge der schweren Verwundung starb[3].

Schmettau vermochte das von aller Verbindung abgeschnittene Dresden nicht zu halten, sondern capitulirte ehrenvoll und unter für ihn günstigen Bedingungen am 4. Septbr.[4]. Kaum waren 4 Tage später die Preußen abmarschirt, als sich auch bald darauf schon die Nachricht verbreitete, Friedrich d. Gr. ziehe heran, um die übergebene Residenz wieder zu nehmen. Die Sache verhielt sich wirklich so. Zwar hatte der preußische König zunächst nur den General Fink vorausgeschickt; er selber ließ aber auch nicht mehr lange auf sich warten. Bei der Nachricht von der Annäherung der Preußen drang die Reichsarmee, die seit dem 10. Septbr. bei Plauen ein Lager innegehabt, am 18. desselben Monats gegen Wilsdruff vor[5], um in Gemeinschaft mit einem schon vorausgegangenen österreichischen Corps den General Fink zurückzutreiben. Nach 2 kleineren Treffen (bei Wilsdruff den 19. und bei Meißen den 21. Septbr.) kehrte die Reichsarmee wieder in die Dresdner Gegend zurück und bezog am 6. Octbr. bei Friedrichstadt ein Lager[6], während das mittlerweile ebenfalls herbeigeeilte österreichische Heer unter dem Feldmarschall Daun sich bei Plauen dergestalt lagerte,

  1. Seyfart, Geschichte des siebenjährigen Krieges, 3. Theil 1759, S. 373.
  2. Lindau, Band II, S. 391, 392.
  3. Pf. A. Todtenregister I, S. 158.
  4. Lindau, Band II, S. 393, 394.
  5. Seyfart, Geschichte des siebenjährigen Krieges, 3. Theil S. 397, 399.
  6. Lindau, Band II, S. 402.