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So unangenehm diese Thatsachen sicher auch die Gemeinde Plauen berührten, so waren sie doch erträglich den kriegerischen Ereignissen gegenüber, unter denen der hiesige Ort 1706 wieder zu leiden hatte. Berührte auch der 1700 ausgebrochene und 20 Jahre dauernde nordische Krieg, in dem unser Kurfürst August der Starke als König von Polen im Bunde mit König Friedrich IV. von Dänemark und dem russischen Kaiser Peter I. gegen den Schwedenkönig Karl XII. kämpfte, die Dresdner Gegend nicht so hart, wie andere Bezirke Sachsens, so gab es doch in derselben Noth und Beschwerden genug. Nachdem nämlich die sächsischen Truppen unter dem General Schulenburg den 13. Februar 1706 bei Fraustadt in Posen von Karl XII. geschlagen worden waren, faßte dieser den Plan, seinen Gegner August den Starken in dessen Stammland heimzusuchen. Am 25. August erhielt man in Dresden die erste Nachricht von der Annäherung der Schweden, die denn auch Mitte September sich in Plauen und den benachbarten Dörfern festsetzten, da ihnen die Residenz verschlossen war[1]. Am 23. Septbr. machten sie die vor der Stadt an der Weißritz liegenden Mühlen dadurch ungangbar, daß sie deren Räder zerstörten, besetzten auch die Hofmühle unseres Dorfes und nahmen hier nicht nur das vorhandene fertige Mehl, sondern auch die daselbst lagernden und Dresdner Bürgern gehörenden Quantitäten von Weizen und Korn, die sie für sich selbst mahlen ließen. Eine ernstliche Schädigung fügten die Schweden der Stadt am 24. Septbr. dadurch zu, daß sie die hochplauische Wasserleitung durch Zerschneiden der Röhren außer Betrieb setzten, auch in der Folge die Zufuhr von Lebensmitteln von dieser Seite her hinderten. An dem letztgenannten Tage wagte sich eine Abtheilung schwedischer Reiter aus Plauen bis nahe an die Wälle Dresdens, wich aber zurück, als die feindlichen Kanonen ihr entgegen donnerten. Um etwaige ernstlichere Angriffe abwehren zu können, mußten in Dresden vom 25. September an täglich 2500 Soldaten und 500 Bürger auf Wache ziehen[2]. Zu größeren Feindseligkeiten kam es glücklicherweise nicht, da mit den Schweden am 30. Septbr. ein Waffenstillstand auf 10 Wochen abgeschlossen wurde, dem der bekannte Friede von Altranstädt (abgeschlossen den 24. Septbr., publicirt im November 1706) folgte; gleichwohl blieben die nordischen Gäste auch nach dem 30. Septbr. noch einige Zeit in Plauen und den Nachbardörfern in Quartier. -

Da sich im Verlauf der Jahre manche Verhältnisse geändert hatten, so hielt man es Seiten der hiesigen Commun für nöthig, diesen Veränderungen Rechnung zu tragen und die Gemeinderügen entsprechend abzuändern oder richtiger, durch einige Paragraphen zu ergänzen. Dem Wunsch der Gemeinde, die erweiterten Rügen amtlich zu bestätigen, kam der Materniamtsverwalter unterm 28. April 1710 nach, und in der damaligen Fassung sind sie auch in Kraft geblieben,

  1. Lindau, Band 2, S. 252, 253.
  2. Dresdner Merkwürdigkeiten 1706, S. 22.