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da die Durchzügler, die sich zu den verschiedensten Forderungen berechtigt glaubten, sich in der Regel an ihn wendeten und von ihm volle Befriedigung ihrer oft maßlosen Wünsche zu erzwingen suchten. Wie er selbst angegeben, wollten ihm die Freischärler sein Haus stürmen und drohten mehrmals, ihn zu erschießen, - wobei sie ihm das Gewehr auf die Brust setzten -, wenn er nicht das Gewünschte beschaffe. Während Plauens Einwohner am frühen Morgen des 9. Mai die nur wenig geordneten Haufen der flüchtenden Insurgenten durch das Dorf nach Tharandt zu eilen sahen, bekamen sie im Laufe desselben Tages noch preußische Truppen nicht nur zu Gesicht, sondern sogar ins Quartier. Es waren 309 Mann - excl. 1 Hauptmann, 5 Lieutenants, 1 Arzt, 1 Feldwebel, 15 Pferden - vom 20. preußischen Füsilier-Regiment, das der König von Preußen nebst anderen Streitkräften am 5. Mai zur Unterdrückung des Aufstandes nach Dresden geschickt hatte. Zwar blieben die in Plauen einquartierten Truppen nur bis zum nächsten Tage hier; da aber wegen Ausübung des Sicherheitsdienstes in Dresden und dessen Umgegend preußisches Militär noch bis zum 15. Juli in der sächsischen Residenz verweilte, so bekam auch Plauen noch zweimal preußische Soldaten ins Quartier, nämlich für den 13. und 14. Juni 38 Mann nebst 1 Lieutenant vom 19. Landwehrregiment, sowie vom 28.-30. Juni 79 Mann nebst 1 Major, 1 Adjutanten, 1 Bataillonsarzt, 1 Lieutenant, 1 Büchsenschäfter, 1 Rechnungsführer und 24 Pferden. Als Entschädigung erhielt unsere Gemeinde für die von ihr beherbergten fremden Truppen am 5. Mai 1851 insgesamt 96 Thlr. 9 Ngr., und für die Pferde 18 Thlr. 17 Ngr. 1 Pf.[1]. - Auch im nächsten Jahre 1852 sah unser Ort fremde Soldaten in seinen Mauern, denn es wurden von den aus Holstein in die Heimat zurückkehrenden Oesterreichern (Regiment Erzherzog Albrecht, Kaiserjäger u. s. w.) vom 18.-27. März 485 Mann in Plauen einquartiert[2]. -

Im Ganzen ist die l. Hälfte der fünfziger Jahre nicht reich an bemerkenswerthen Thatsachen aus unserem Orte; es sei jedoch Folgendes angeführt. 1851 den 12. August ertrank in der Weißritz das fünfjährige Söhnchen des Schauspieldirectors Matthes vom Sommertheater auf Reisewitz[3], und am 16. Juli 1855 kam das dreijährige Kind des hiesigen Einwohners Andrich auf gleiche Weise ums Leben[4]. - Als man für das am 15. Septbr. 1854 durch Feuer schwer heimgesuchte Sebnitz, in welchem 72 Wohnhäuser, 40 Hintergebäude und 20 Scheunen niedergebrannt und 204 meist zahlreiche und arme Familien obdachlos geworden waren, öffentliche Sammlungen im Lande veranstaltete, kamen in Plauen 26 Thlr. 14 Ngr. 5 Pf. ein[5].

  1. Aufzeichnungen ohne Bezeichnung im Gem. A. - Lindau, Band II, S. 918, 919.
  2. Specifikation darüber im Gem. A. - Lindau, Band II, S. 934 Anmerkung 1.
  3. Pf. A. Todtenregister II, S. 102.
  4. Ebenda S. 129.
  5. Quittung über die eingegangenen Gaben vom 12. Octbr. im Gem. A.