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den auf den jenseitigen Felsenrändern stehenden französischen Tirailleurs ein fortgesetztes Gewehrfeuer unterhielten[1].

Als es am Nachmittag gegen 3 Uhr feststand, daß der österreichische linke Flügel völlig geschlagen und theils vernichtet, theils gefangen sei, ließ Fürst Schwarzenberg die Schlacht abbrechen und, wenn auch anfangs gegen den Willen der bei dem Heere weilenden zwei Monarchen, den Rückzug nach Böhmen anbefehlen. Noch an demselben Tage, den 27. August gegen Abend, setzte sich das Gros der verbündeten Armeen in Bewegung; nach Mitternacht folgten ganz in der Stille die Oesterreicher, welche Plauen, die Brücke beim Wasserpalais und dieses selbst besetzt gehalten hatten, und am andern Morgen die Nachhut von den Räcknitzer Höhen. Diese, sowie die nächstgelegenen Dörfer wurden am 28. August gegen 9 Uhr des Vormittags von den Franzosen besetzt, während dies mit Plauen schon früh 5 Uhr geschehen war. Hier beseitigte man sogleich die an der Hofmühlenbrücke errichtete Barricade, um den Weg durch den Grund frei zu bekommen, jedoch passirten ihn erst am Nachmittag gegen 3 Uhr größere Truppenabtheilungen[2].

Als Baumann am Morgen des 28. August - vor der Hand nur allein - in seine Behausung zurückkehrte, fand er alles wüste und leer; selbst die Schulbücher seiner Kinder waren der Plünderung nicht entgangen. Dagegen lagen im Garten 20-30 Todte, die auch später gleich an Ort und Stelle begraben wurden. In Plauen gab es an Lebensmitteln gar nichts, und mußten dieselben aus Dresden geholt werden, wenn Baumann mit den Seinen, die er aus der Neumühle hatte nachkommen lassen, nicht verhungern wollte[3].

Eine furchtbare Zeit war überstanden, aber sowohl für die Residenz, als auch für die nach und nach, freilich nur zum geringsten Theile wieder in ihre Wohnungen zurückkehrenden Einwohner von Plauen hatten die Leiden des Krieges ihr Ende noch nicht erreicht. Dresden blieb nämlich noch im Besitz der Franzosen, und diese raubten nun die Umgegend nach Kräften aus. „Zu 2, 3 bis 4 Hunderten zogen im Septbr. an jedem Morgen auf allen Landstraßen diese Räuber aus, und abscheulich! einige militärisch gekleidete Bewohner Dresdens, aber nur einige, zeigten Weg und Steg. Alles, was sich nur noch vorfand, wurde mitgenommen. Erwies sich die Beute so ergiebig, daß die Franzosen sie auf ihren Fuhrwerken nicht fortschaffen konnten, so mußte der arme Bauer Pferde und Wagen hergeben und in eigener Person der Stadt das Raubgut zuführen“. Doch was machten die Soldaten damit? Sie verkauften es und fanden an ihren Quartierwirthen meist willige Abnehmer. Pferde, Ochsen, Kühe, Eisenwerk, selbst Munition, Gewehre, Säbel und andere Waffen, Salz, gefüllte Mehlfässer, Heu, Hafer, Stroh, Kleidungsstücke, kurz, Sachen aller Art wurden ausgeboten und höchstens für ein Drittel des Werthes ver- und gekauft[4].

  1. Aster, S. 310.
  2. Ebenda S. 338.
  3. Baumann, S. 89.
  4. Ebenda S. 94-96.