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sie es außerhalb der Stadt darin weniger genau. Zwei kleinere Trupps der fremden Soldaten drangen, jedenfalls auf einem Recognoscirungszuge begriffen, in der 6. Morgenstunde des 12. Juni in die Hof-, Busch-, Königs- und Neumühle und erpreßten von deren Pächtern zum Theil unter Bedrohung des Lebens, Geld, Uhren und andere Sachen[1]. Das Dorf Plauen selbst wurde mit einem Besuche nicht beehrt. Der Feind blieb bis gegen Ende des Monats in Dresden, zog dann aber ab, um am 13. Juli wieder zu kommen und die Stadt abermals zu besetzen. Eine Woche später rückte ein Corps Sachsen heran und lagerte sich in der Gegend von Briesnitz bis Plauen. Daß es nicht zu dem von diesen Truppen beabsichtigten Angriff auf die Stadt kam, hatte darin seinen Grund, daß der bereits am 12. Juli zwischen Oesterreich und Frankreich abgeschlossene Waffenstillstand noch rechtzeitig bekannt wurde, nach welchem auch die Oesterreicher Sachsen zu räumen hatten. Bereits am 21. Juli zogen dieselben nach Böhmen ab[2].

Die nächsten Jahre brachten in Folge der vielfachen Truppendurchmärsche mancherlei Beschwerden, aber für die hiesige Gegend keinerlei kriegerische Ereignisse; desto furchtbarer zeigte sich das Jahr 1813, das unstreitig als eins der verhängnißvollsten und folgenschwersten nicht nur für unser ganzes Land, sondern auch für unsern Ort und seine Umgegend bezeichnet werden muß und deshalb eine möglichst eingehende Darstellung der in demselben vorgefallenen Ereignisse verdient. Die folgenden Mittheilungen stützen sich auf Acten des Dresdner Rathsarchivs und des K. Gerichtsamtes daselbst, sowie auf folgende beiden Werke: „Aster, Schilderung der Kriegsereignisse in und vor Dresden vom 7. März bis 28. August 1813. Dresden 1844“ und „Baumann, Kriegs- und Familienscenen in und bei Dresden erlebt, oder Ergießungen meines Herzens bei dem Rückblicke und bei der Erinnerung an das Jahr 1813. Dresden 1815, gedruckt auf Kosten des Verfassers“. Namentlich ist das letzterwähnte, jetzt nur noch selten zu erlangende Büchlein für die Geschichte unseres Ortes in jenen Tagen von großem Interesse, da der Verfasser desselben als Augenzeuge manche Züge mitzutheilen im Stande war, die dem Autor des ersteren trefflichen Werkes, das ja erst im Jahre 1844 herauskam, nicht bekannt sein konnten.

Bekanntlich hatte der im Jahre 1812 unternommene Kriegszug Napoleons gegen Rußland ein entsetzliches Ende gefunden, weshalb dem im Decbr. desselben Jahres in die Heimat zurückeilenden Franzosenkaiser nichts dringlicher schien, als neue gewaltige Rüstungen zur Wiederaufnahme des Feldzuges anzuordnen. Friedrich August der Gerechte, Napoleons Verbündeter, mußte natürlich diesem Beispiele folgen und in seinem Lande im Januar und Februar des Jahres 1813 ebenfalls Recrutirungen vornehmen lassen. Die in den verschiedenen Aemtern Sachsens ausgehobenen Mannschaften wurden nach Dresden gebracht

  1. H. St. A. Kriegserpressungen in den Plauischen Mühlen bei Dresden 1809 Loc. 6148, Bl. 2-6.
  2. Lindau, Band II, S. 536.