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Das 19. Jahrhundert.

brachte zwar die meisten und bedeutungsvollsten Veränderungen für den hiesigen Ort, doch ist gerade aus dem 1. Decennium kaum etwas Bemerkenswerthes anzuführen. 1801 erhielt die Gemeinde wegen ihrer erfolgreichen Bestrebungen um Beförderung der Obstcultur vom Staate 110 Thlr. Prämie[1]). Ob damals schon der der Hofmühle gegenüberliegende sog. Kirschberg mit Obstbäumen angepflanzt war, oder ob die Anpflanzung erst um das Jahr 1812 erfolgte, wie Preußer behauptet[2], ließ sich leider nicht genau feststellen, doch steht fast zu vermuthen, daß die Kirschplantage damals schon existirte. - Aus den nächsten Jahren sei folgender Unglücksfälle gedacht. Den 17. August 1808 wurde der 18jährige Dienstknecht Lehmann von einer stürzenden Wand in der Lehmgrube verschüttet und getödtet[3]. - 1809 am 18. Octbr. ertrank im hiesigen Mühlgraben der 75jährige Auszügler Köhler aus Großopitz[4], und den 6. August 1811 endete auf gleiche Weise die 3jährige Tochter des Walkmühlenbesitzers Marx[5]. -

Die letzterwähnten Ereignisse fallen bereits in eine kriegerische Zeitperiode, die jedoch für Plauen damals noch wenig drückend war. Daß es natürlich bei den fast immer wechselnden Umständen, die bald Freunde, bald Feinde in die hiesige Gegend brachten, nicht ganz ohne Beschwerden abgehen konnte, ist leicht begreiflich. Seit dem am 11. Decbr. 1806 zwischen Frankreich und Sachsen zu Posen abgeschlossenen Frieden, durch welchen unser damaliger Landesherr den Titel eines Königs erhielt, waren dessen Geschicke völlig mit denen seines mächtigen Verbündeten Napoleon verknüpft, und Sachsen sah nun fortgesetzt französische Truppen der verschiedensten Gattungen. Als 1809 Oesterreich an den Franzosenkaiser den Krieg erklärt hatte, wagte der Freischaarenführer Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels in Verbindung mit einem österreichischen Corps unter General am Ende von Böhmen aus einen erfolgreichen Einfall nach Sachsen, durch den er sich am 11. Juni sogar in den Besitz Dresdens setzte. Die kleine Besatzung hätte die Stadt nicht zu halten vermocht und war deshalb bei der Nachricht von der Annäherung des Feindes den Tag zuvor in ein Lager bei Gorbitz ausgerückt[6]. Obgleich die eingezogenen schwarzen Husaren und Oesterreicher in Dresden auf lobenswerthe Mannszucht hielten, nahmen

  1. Dr. Schäfer, Sächsische National-Encyclopädie, S. 1138, Anmerkung 3.
  2. Der Plauensche Grund, S. 11.
  3. Pf. A. Todtenregister II, S. 12.
  4. Ebenda S. 13.
  5. Ebenda S. 15.
  6. Lindau, Band II, S. 530—533.