Erwarte länger nicht von mir
Den vollen Weyhrauch meiner Lebensjahre!
Was danken meine Wünsche dir
Daß ich nur einen noch fü rdich erspare?
Den dir die Zuversicht der Thorheit baute,
Mit der ich einst, jung wie ich war,
Des Lebens Plane deiner Huld vertraute.
Zerrissen sey das Gängelband
Wo sind die Freuden die ich fand,
Als du noch meinen Lebensplan regiertest?
Hab ich nicht sparsam nur gepflückt
Aus deiner mannichfachen Blumen-Kette?
Was mir den Dornenweg geebnet hätte?
Lang irrte mich dein Zauberstab
Als Knabe schon und noch in spätern Jahren,
Die Zukunft dacht ich, warte ab,
Sie kam, – nicht einen Sonnenblick
Gab deine Huld dem Harrenden zum Lohne,
Wer dir vertraut hat selten Glück,
Dein Schimmer trügt die Hütte und die Krone.
Kann mich dein Zauberkelch nicht mehr beglücken,
Die Blume, die mein Weg mir beut,
Werd ich auch ohne deine Huld mir pflücken.
Nur dann, wann einst mein Auge bricht
Ich bin mit Kopf und Schwanz gebohren
Mit Borsten, wie ein wildes Schwein;
Noch hab ich Augen, Nas’ und Ohren,
Doch weder Blut, noch Fleisch noch Bein.
So lang’ ich lebe, trabt ich munter
Nach Wurzeln, Eicheln, Obst herum;
Nach meinen Todt ward ich, o Wunder!
Ein animal carnivorum. [1]
Ich schlucke Schnepfen, Becassinen,
Feldhüner, Hasen gierig ein,
Doch treulich meinem Herrn zu dienen
Muß ich sie wieder von mir speyn.
Kannst du dies Räthsel nicht errathen,
Verdienst du keinen jener Braten.
Verschiedene: Clausthalischer allgemeiner Harz-Berg-Calender auf das Jahr 1805. , Clausthal 1804, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1805_008.png&oldid=- (Version vom 13.4.2019)
- ↑ ein fleischfressendes Thier.
