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klassischen Gelehrten. Im Jahre 1809 wurde er seinem Onkel, dem thätigen Mr. Meadows Taylor von Diss anvertraut, einem Sachwalter von großem Rufe und Nachfolger in einem Amte, das schon ein Jahrhundert lang in seiner Familie fortgeerbt war. Er erwarb sich bei ihm gute Kenntnisse der Gesetze und insbesondere des Notariatsgeschäfts.

Daneben fand er in seinen Mußestunden Zeit, sich mit der Litteratur zu beschäftigen und insbesondere sich mit der italienischen und spanischen Sprache bekannt zu machen. Nicht minder auch mit der deutschen. In Norwich herrschte um das Ende des vorigen und im Anfange des 19. Jahrhunderts ein reiches geistiges Leben, so daß man diese Stadt in dem Monthly Magazine von 1799 etwas schmeichelhaft „the Athens of England“ nannte. Georg Herzfeld hat kürzlich in seinem Schriftchen über „William Taylor von Norwich“ S. 16 die Namen der bekanntesten Männer und Frauen genannt, welche damals in Norwich lebten. Wenn der Freund und Kenner der deutschen Litteratur, William Taylor, der durch seine Übersetzung von Bürgers Leonore in Walter Scotts Seele den glimmenden Dichterfunken zur hellen Flamme anfachte[1], auch nicht zur Familie Edgar Taylors gehörte, so war er doch ein naher Freund derselben. Wie lebhaft damals in diesen Norwicher Kreisen die deutsche Litteratur gepflegt wurde, geht u. a. auch daraus hervor, daß ihnen die rechte Cousine Edgar Taylors, die in der Berliner und Dresdner Gelehrtenwelt später wohlbekannte Mrs. Sarah Austin, die Gemahlin des ausgezeichneten Rechtsgelehrten John Austin, angehörte. Dieser Dame verdankt England bekanntlich u. a. die Übersetzung von L. Rankes Geschichte der Päpste, die Macaulay so sehr bewunderte.

Wer den Norwicher Rechtsanwalt Edgar Taylor zuerst auf die Grimmschen Märchen aufmerksam gemacht hat, weiß ich nicht. Vielleicht hat er sie erst in London kennen gelernt, wohin er sich 1814 gewendet hatte. Im Jahre 1817 trat er hier in Geschäftsverbindung mit Robert Roscoe – dem Verfasser der berühmten Lebensbeschreibungen von Lorenzo di Medici und Leo X. –, welcher im Jahre zuvor in Liverpool als Bankier seine Zahlungen eingestellt hatte. Beide, Edgar Taylor und Robert Roscoe, welche wohl durch ihre litterarischen Neigungen zusammengeführt waren, begründeten in London, King’s Bench Walk, Temple, mit geringen und noch dazu erborgten Mitteln ein Anwaltsbureau, das dank der Namen dieser Rechtsgelehrten und ihrer geschäftlichen Tüchtigkeit sehr rasch aufgeblüht zu sein scheint. War doch auch namentlich Edgar Taylor ein hervorragender Praktiker, der zuerst, oder als einer der ersten, die doppelte s. g. italienische Buchführung für die Sachwalterbücher in England eingeführt haben soll. Der Betrieb dieses seines Rechtsgeschäftes hemmte wohl die litterarischen Studien Edgar Taylors, zerstörte sie aber nicht. Das beweist das Erscheinen der Übersetzung der Grimmschen Märchen im Jahre 1823. Nicht


  1. Brandl bei Erich Schmidt, Charakteristiken S. 244 u. f., auch bei Herzfeld S. 20.