Von seinen lebensumständen gibt uns Schiltberger in seinem reisebuch nur wenig kunde. Nach seinen mitteilungen war er in der nähe von Freising zu hause (kap. 67), zog als knappe eines bairischen edlen mit könig Siegmund von Ungarn gegen die Türken, nahm an der schlacht bei Nikopolis (28 September 1396) teil und geriet dabei in türkische gefangenschaft, nachdem er kurze zeit vorher sechzehn jahre alt geworden war (kap. 1). Mit den andern gefangenen, welche dem blutbad nach der schlacht entronnen waren, wurde er nach Brussa gebracht, wo er vorläufer und später reiter im dienste des sultans Bajasid ward (kap. 2. 3). Von hier aus mag er nach einiger zeit mit einer anzahl schicksalsgenossen den so anschaulich geschilderten fluchtversuch unternommen haben (kap. 6). Als türkischer kriegsmann nahm er an der einnahme von Siwas teil (kap. 9); desgleichen befand er sich bei dem hilfsheer, das Bajasid dem ägyptischen sultan Faradsch zur dämpfung eines aufstandes sandte (kap. 12. 43); mit seinem gebieter wohnte er wahrscheinlich auch der belagerung von Konstantinopel bei (kap. 30, s. 47).
In der schlacht bei Angora (1402) wurde die türkische macht durch Timur zertrümmert und Bajasid selbst zum gefangenen gemacht Auch Schiltberger teilte dies loos und muste in folge dessen mit seinen neuen herren weiter ostwärts ziehen (kap. 14). Nach dem bald darauf (1405) erfolgten tode Timurs kam er zu dessen sohne Schah Roch, dem herrscher von Herat, welcher ihn später seinem bruder Miran-Schah, dem gebieter der westhälfte des Mongolenreiches, überließ (kap. 22. 23). Doch auch hier sollte Schiltberger nicht auf die dauer verweilen. Der thronprätendent Tschekra, welcher bei Miran-Schahs sohne, Abu Bekr, am hofe zu Tabris aufnahme gefunden hatte, zog mit einer kleinen streitmacht aus, um die ihm entrissene herrschaft über die goldene horde wider zu gewinnen. Schiltberger begleitete den Tatarenfürsten bei diesem unternehmen, indem Abu Bekr ihn wahrscheinlich
Valentin Langmantel (Hrsg.): Hans Schiltbergers Reisebuch nach der Nürnberger Handschrift. Litterarischer Verein in Stuttgart, Tübingen 1885, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_Schiltbergers_Reisebuch.djvu/166&oldid=- (Version vom 1.8.2018)